Weil ein Chor ist kein Chor ist ein Chor
Der vom Künstler Oliver Hangl 2010 als partizipatives, medienübergreifendes Kunstprojekt gegründete und gemeinsam mit dem Chorspezialisten Stefan Foidl geleitete ca. 65-köpfige Wiener Beschwerdechor (WBC) tritt interventionistisch und meist unangekündigt auf und agiert stets kontext- und ortsbezogen.
Ein Chor als Sprachrohr der Stadtbevölkerung, als Ventil der wienerischen Unzufriedenheit und des subtilen Grants – als zeitgenössisches, vielstimmiges, performatives Medium. Ein Chor, der mit musikalisch vielfältigen Sich-Ein- und -Auslassungen an der kontinuierlichen Entwicklung von neuen Aktionsformen und -feldern arbeitet. Stilistisch und formal breit angelegt, reicht die musikalische Bandbreite vom historischen Wiener Walzer, Wienerlied, Rap und Pop bis hin zur E-Musik. Auch selbstgeschriebene Stücke (z. B. MQ-Arie) setzen sich inhaltlich konsequent mit den (Ir-)Realitäten der Stadt auseinander. Jede Aktion ist einzigartig: Musik, Text und Performance werden stets weiterentwickelt. Ein Chor als Bürger:innennetzwerk und Diskursforum, das die im Alltag gesammelten Erfahrungen als praktische Expertisen öffentlich macht und damit die theoretische Auseinandersetzung mit dem eigenen Umfeld lustvoll und spielerisch ergänzt. Die gesammelten Beschwerden dienen als Grundlage der Liedtexte, die gemeinsam redigiert und von zeitgenössischen Musiker:innen (z. B. Nino aus Wien, Voodoo Jürgens, 5/8erl in Ehr’n) zu Auftragskompositionen verarbeitet werden. Der WBC ist unabhängig und hat seit 2011 keine Förderungen beantragt.