Mit dem Projekt Ubahnpeople widmete ich mich dem Alltag der Stadt, der Konfrontation und dem Ausgesetzt-Sein im öffentlichen Raum. Ubahnpeople ist ein zeichnerisches Projekt, vor allem aber ist es ein Wagnis, ein aktionistisches Experiment zu Nähe und Distanz, zu Anonymität und Überwachung und zu Kommunikation im öffentlichen Raum. Wo fängt die Intimsphäre eines Menschen im öffentlichen Raum an und wo hört sie auf? Was geschieht, wenn ich im öffentlichen Raum einen Menschen aus nächster Nähe anstarre und diesen zeichne? Was macht diese Spannung mit mir, was mit dem Menschen gegenüber? Wie wirkt sich diese Spannung auf die Zeichnung aus?
Die Reaktion eines U-Bahn-Passagiers bringt es auf den Punkt: „Du kannst doch nicht einfach die Leute entanonymiseren!“
Die Fahrt in der U-Bahn ist ein Abtauchen in eine anonyme und doch sehr intime Welt. Menschen aller Gesellschaftsschichten sind für kurze Zeit in einem Waggon zusammengedrängt und bewältigen eine Strecke von A nach B. Meine Arbeit hat sich im Laufe von drei Jahren diesen Gesetzmäßigkeiten angepasst. Ich stieg ein, suchte mir einen geeigneten Sitzplatz von dem aus ich viele Passagiere ansehen konnte. Dabei ging es mir nicht um die Anfertigung eines perfekten Portraits, sondern um den Augenblick, das was die Menschen in der U-Bahn an kleinen Zeichen, an unscheinbaren Tätigkeiten anbieten, versuchte ich aufzuzeichnen.
In einem Zeitraum von über drei Jahren habe ich in der Wiener U-Bahn über 4.000 Portraits angefertigt. Zusätzlich zu den Zeichnungen entstand ein Ubahnpeople-Taschenprojekt aus recycelten Materialien in Kooperation mit Gabarage und Eva Ehrlich. Auf meiner Homepage kann ein Motiv ausgesucht werden, dies wird dann auf den Taschendeckel aufgenäht. Durch die Umhängetaschen gelangen die „Ubahnpeople“ wieder in den öffentlichen Raum zurück und bieten erneut eine wirkungsvolle Reflexionsfläche.