Internationale Kampagne zur Unterstützung von migrantischen LandarbeiterInnen im industriellen Obst- und Gemüsebau

Die Solidaritätskampagne Plastik/Meer existiert seit dem Jahr 2000. Ausgangspunkt waren die tagelangen rassistischen Ausschreitungen gegen migrantische Landarbeiterinnen und Landarbeiter in der südspanischen Provinz Almeria, die in den ersten Februartagen des neuen Jahrtausends die Titelseiten der europäischen Zeitungen füllten. Diese Ereignisse waren auch ausschlaggebend für den Namen der Kampagne: Die Region Almeria ist überzogen von 40.000 Hektar Plastikgewächshäusern, in denen jährlich über drei Millionen Tonnen Wintergemüse für den europäischen Markt produziert werden. Wie ein zweites Meer aus Plastik erstrecken sich die Treibhäuser entlang der Küste des Mittelmeers. Da die Gemüsekulturen sehr arbeitsintensiv sind, ist für die Aufrechterhaltung des „Wirtschaftswunders“ von Almeria die Verfügbarkeit von zehntausenden billigen, oftmals illegalisierten migrantischen Arbeitskräften unerlässlich. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen im „Plastikmeer“ spotten jeder Beschreibung – Nicht-Einhaltung des Kollektivvertrags, Arbeit mit gefährlichen Pestiziden, rassistische Übergriffe von Seiten der Polizei und die Unterbringung in verfallenen Gewächshäusern stehen leider immer noch an der Tagesordnung. Die europäische Öffentlichkeit verdrängt diese Realität, die sie eher südamerikanischen Plantagen als einem Land der EU zuordnet… Das Europäische BürgerInnenforum (EBF) organisierte nach den Ausschreitungen eine erste internationale Delegationsreise nach Südspanien, um die Hintergründe für die Gewalt zu erforschen und um die diejenigen zu unterstützen, die sich gegen Ausbeutung und Rassismus zur Wehr setzen. Die migrantische Basisgewerkschaft SOC (Sindicato de obrer@s del campo) nahm kurz danach mit der Unterstützung des Europäischen BürgerInnenforums ihre Arbeit in der Gewächshausregion auf. Seither wurden mit internationaler Unterstützung zwei soziale Zentren für MigrantInnen aufgebaut, die die SOC führt und die als Ort der Selbstorganisation und Gegenwehr dienen.

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Europäische BürgerInnenforum

Das Europäische BürgerInnenforum ist in Frankreich, der Schweiz, Österreich, Deutschland, Rumänien und der Ukraine aktiv. Die Initiative ging Anfang der 90er Jahre von Menschen aus Ost- und Westeuropa aus, die sich großteils schon seit Jahren kannten und in Gruppierungen und Organisationen wie dem CEDRI (Europäisches Komitee zur Verteidigung der Flüchtlinge und GastarbeiterInnen), in der Freien Radiobewegung oder der Europäischen Kooperative Longo maï aktiv waren. In Wien arbeiten Lisa Bolyos und Dieter Behr für das Europäische BürgerInnenforum. Lisa Bolyos studiert postkonzeptionelle Kunst in Wien und ist politische Aktivistin. Dieter Behr promoviert am Institut für Politikwissenschaften der Uni Wien und ist politischer Aktivist.