Foto der Notgalerie, sprich der alten Holzkirche, die auf einer Metallplattform auf einer Wiese steht
Foto:
Reinhold Zisser

Ich werde nicht dulden, dass ihr mich alleine lasst.

2015 entstand die Notgalerie. Eine verlassene Holzkirche wurde in einem Akt der Neuschöpfung besetzt. Kritik, Trotz und Widerstand am System Kunstinstitution. Handlung in Begriffssystemen als Material: MÖGLICHKEITSRAUM /// SOZIALE PLASTIK /// FREMDKÖRPER /// META-INSTALLATION /// SCHALE /// KOLLEKTIV /// WERK-KÖRPER /// TRANSFORMATION.

Über einen Zeitraum von sechs Jahren wurde Position bezogen: als radikaler Gegenentwurf zur institutionalisierten Kunstpraxis. Im Sommer 2020 erfüllte sich diese Aufgabe. Die Notgalerie ist eine Kunstinstitution. Um diese Aufgabe zu erfüllen, begibt sie sich in den Prozess der Auflösung ihrer pauvren Materialien. (Die Seele der Zeit ist die Natur).

Die Freiheit des Materials ist sein Zerfall. Nicht die Künstler:innen sollen der Institution zugewandt sein und die Erfüllung ihrer Arbeit im Erreichen dieser sehen. Die Künstler:innen selbst sind Institution und Heimat. Frei nach Immendorfs Ich werde nicht dulden, dass ihr mich alleine lasst wurde die Notgalerie ein letztes Mal zerlegt und die Teile ihrer Gemeinschaft zur Verwahrung anvertraut. So entstand ein neuer Institutionskörper, der einer gänzlich anderen Flussrichtung folgt. Im Prozess der Zerlegung und Auflösung der Notgalerie, in einem sich steigernden Rhythmus von Ausstellungen und Erweiterungen, im Übereinander und Zueinander begegneten die Akteur:innen in ihrem Sein als Körper einer neuen Institution.

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Reinhold Zisser

Reinhold Zisser ist ein in Wien geborener österreichischer Künstler. Ein zentrales Merkmal seiner Arbeiten der letzten Jahre ist die Reflexion und Darstellung der Beziehung zwischen Künstler*innen und Institutionen. In seinen Arbeiten versteht er kuratorisches Handeln und das System „Kunstinstitution“ als Material zur Erzeugung neuer Werke. Zentrales Element dieser parasitären Strategie der Infiltration und Visualisierung der Kunstinstitution(en) als Form(en) war der Körper einer verlassenen Notkirche, die er 2015 gefunden hatte: ein Ort, der eine kollektive Identität des Glaubens symbolisiert, aber in Wirklichkeit nur eine leere architektonische Hülle ist. Seit dem Bestehen des Projekts haben über 200 Künstler*innen darin partizipiert.