Mit diesem Projekt soll Kunst in bislang vernachlässigte Bereiche („off road“) getragen („navigiert“) werden. Durch „künstlerische Interventionen“ im öffentlichen/sozialen Raum sollen künstlerisch „vernachlässigte“ Bereiche mit und durch Kunst „bereichert“ werden, Künstlern und Kunst neue Felder erschlossen, die Sinnhaftigkeit solcher Aktivitäten durch erfolgreiche Pilotprojekte dokumentiert und damit neue Kooperationen initiiert werden.
Pilotprojekt Kunst installieren 1 (ff!), 19.–23.9.2005
Konzept
Angehende Installateure (Lehrlinge der Berufsschule Mollardgasse/Sanitär- und Heizungstechnik bzw. der Lehrwerkstätte Wien Energie – Gasnetz/1. Und 2. Lehrjahr) erarbeiten unter professioneller künstlerischer Begleitung mit ihren gewohnten Materialien eine „künstlerische Installation“. Ziel: -Kunstvermittlung für Lehrlinge (ein vernachlässigter Bereich) -Aktivierung eigenkreativen Gestaltungswillens bei den Lehrlingen abseits gewohnter Vorgaben als Hilfe für Beruf und Privatleben – Herausforderung ihrer handwerklichen und geistigen Fähigkeiten – Motivation und Bewusstseinsbildung für die Sinnhaftigkeit zukünftiger Projekte bei allen Betroffenen sowie der Öffentlichkeit durch entsprechende Präsentation und Dokumentation.
Verfügbarer Zeitrahmen
4 Tage Erarbeitung, 1 Tag Präsentation.
Aufarbeitung der Dokumentation langfristig.
Ablauf: Nach einer Kurzeinweisung in die Welt der Kunst anhand ausgewählter Beispiele wurden die fünf Lehrlinge (1. und 2. Lehrjahr/Alter 15–16 J.) dazu aufgefordert, ihre eigenen Anliegen und Befindlichkeiten mittels ihrer gewohnten Arbeitsmaterialien (Installationsmaterial) in eigenkreativen „Kunstwerken“ zu formulieren.
Meine Fragestellung an dieses „Experiment“ lautete:
Was bewirkt das Gefühl, in der Aufgabenstellung völlig frei zu sein bei den Lehrlingen? Überfordert es? Motiviert es?
Packe ich sie bei ihrer Moral/ihrem Ehrgeiz?
Entzündet dies ein Feuer der Begeisterung? Auch für den Beruf/das Material?
Lernen die Lehrlinge, selbständiger zu sein? Unkonventionellere Lösungen zu finden?
Steigert dieses lustvolle/freie/spielerische Experimentieren die Motivation/Identifikation, die Fähigkeiten insgesamt?
Welche „Umwegrentabilität“ entsteht für die Firma daraus?
Gelingt mir diese „Aktivierung“ in so kurzer Zeit?
Funktioniert Selbstorganisation frei?
Gelingt im präzisionsfordernden technischen Gewerbe ein für alle Beteiligten zufriedenstellendes, erfolgreiches Ergebnis ohne authentizitätsmindernde Vorgaben?
Nach anfänglicher Ratlosigkeit seitens der Lehrlinge und darauf folgendem „Brainstorming“ über mögliche Ansätze ging es an die Materialsammlung. In der Lehrwerkstätte der Wien Energie – Gasnetz und der Berufsschule Mollardgasse konnten wir aus dem Vollen schöpfen, ein Besuch am Mistplatz der MA48 brachte die restlichen Materialien und das Thema „Recycling“ ins Projekt. Ausgehend vom Material entfachten sich Ideen und Begeisterung.
Der anfänglichen Frage nach Vorgaben „Was sollen wir denn tun?“ folgte zunehmend der Wunsch nach eigenständiger Arbeit. Der Anregung, einem Einkaufswagenfragment eine Sitzgelegenheit à la „consumer’s rest“ zu entlocken folgte am dritten Tag ein entrüstetes „Wir wollen unsere eigenen Sachen machen!“ Angesichts der Zeitknappheit organisierten sich die Lehrlinge immer besser untereinander zur Arbeitsteilung, Pausen wurden selbständig durchgearbeitet und schlussendlich auch die Arbeitszeit freiwillig verlängert. Am letzten Tag halfen sogar die anfänglich skeptischen Lehrlinge des dritten Jahrganges nach ihrem Arbeitsschluss privat noch mit. Bei der Präsentation auf der Mariahilfer Straße vor dem Wien-Energie-Haus gaben die Lehrlinge einer interessierten Öffentlichkeit stolz Rede und Antwort. In einer „working performance“ wurden die Skulpturen der Lehrlinge noch durch eine „Arterie“ aus rotem Schlauch untereinander bzw. mit den umstehenden Bäumen und dem Laufschriftbalken des Wien-Energie-Hauses zu einer richtigen künstlerischen „Installation“ verbunden, der auch Berufsschuldirektor HR Mag. Pöcher und der Leiter des Wien-Energie-Hauses, Ing. Ploderer begeistert die Ehre ihres Besuches gaben. Unser Projektpartner thelounge organisierte Informationsmaterial und eine Weinverkostung für die Präsentation. Als Stunden nach dem eigentlichen Arbeitsschluss die Installation abgebaut und aufgeladen wurde, waren alle beteiligten Lehrlinge noch mit dabei, die professionelle Präsentation verstärkte ihre Motivation und Identifikation. Der Erfolg des Projektes zeigte sich insofern, als seitens meiner Projektpartner, der Berufsschule Mollardgasse und der Wien Energie-Gasnetz, aber auch von anderen Stellen der Wunsch nach weiteren künstlerischen Kooperations-Projekten an mich herangetragen wurde. Als Beispiel und Anregung zur Initiierung weiterer Projekte wurde Kunst installieren 1 auch fotographisch und auf Video für eine noch folgende Dokumentation aufgenommen. Diese soll nach Fertigstellung einer breiteren Öffentlichkeit kommuniziert werden und als Grundlage für weitere Recherche und Diskussion dienen.
Projekt Kunst installieren 2, 11.‑18.9.2006
Installation Kreis-Lauf-Störung Don Quixote, Esterhazypark 14.–18.9.2006
Auch hier wurde die Installation mit Lehrlingen der Berufsschule Mollardgasse bzw. der Lehrwerkstätte von Wien Energie Gasnetz erarbeitet. In dieser Installation ging es um Umweltthemen, Technik und Bewegung. Per Windrad, gestaltet als Symbolträger für die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde, wurde eine Pumpe und damit ein Wasser-Kreislauf angetrieben, gleichzeitig eine Stadtmöblierung in Form eines Brunnens geschaffen. Fahrzeuge aus Installationsmaterial versinnbildlichten das Thema „Bewegung“. Um die Arbeit und die Menschen hinter den Kulissen vor den Vorhang zu holen, wurde die Installation am 14.9.2006 in einer „workimg performance“ mit den Lehrlingen aufgestellt, die einem interessierten Publikum für Fragen und Diskussionen zur Verfügung standen. Auf Plakaten und Foldern konnten sich Passanten noch weitere vier Tage über die Hintergründe unserer „Installation“ im öffentlichen Raum informieren.