Kroaten und andere Wiener in Text & Lied

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Phillip Hauck-Tyran

In Wien, diesem „Sammelbecken der Nationen“ (Anton Kuh) leben seit über 400 Jahren auch Kroat:innen. Nicht nur im Burgenland! Es ist demnach „aufg’legt“, dass sich das auch im Wiener Liedgut widerspiegelt; wenn auch in der für das Wienerlied typischen stereotypen Variante. Eines ist den Kroaten in diesen Liedern fast immer gemein: Zwiebel und Knoblauch. Dem einen wird vorgeworfen, er würde danach stinken, der andere klagt darüber, er würde danach stinken, und ein dritter erfreut sich daran. Neben olfaktorischen und kulinarischen Konflikten steht auch sprachliches Unverständnis im Mittelpunkt – nicht nur in Bezug auf die kroatische Bevölkerung Wiens. Aus gutem Grund sind demnach viele dieser Lieder in Vergessenheit geraten und erscheinen unzeitgemäß und längst überholt. Nicht aber für uns! Wir – junge Kroat:innen aus Wien und dem ehemaligen Deutsch-Westungarn, Migrant:innen in 25. Generation – erfreuen uns daran, dass wir auch einen kleinen Platz bekommen haben in dieser Wiener Tradition. Spott und Stereotype von damals sind längst überholt, in dieser Interpretation wird das stereotype Bild des Kroaten als verfressener und stinkender Bauernschädel demontiert, auf den Kopf gestellt und Klischees ad absurdum geführt – ohne sich selbst zu ernst zu nehmen. Wiener Schmäh mit krowodischer Note. Oder krowodischer Schmäh in Wiener Tradition. Beides sehr legitim und höchst unterhaltend! Erstmals aufgeführt als coronabedingte Alternative zum Wiener Kroatenball.

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Lydia Novak & Filip Tyran

Lydia Novak, Dramaturgin und Theaterwissenschaftlerin, studierte Theaterwissenschaft an der Universität Wien und an der Akademie der dramatischen Künste in Zagreb sowie Vergleichende Literaturwissenschaft und Austrian Studies an der Universität Wien.

Filip Tyran ist Musiker und Musikpädagoge und studierte Musikpädagogik, Gesang, klassisches sowie Jazzklavier an der Universität für Musik und darstellenden Kunst Wien (mdw) und an der Collective School of Music New York sowie Slawistik an der Universität Wien.

Beide wurde 1986 in Wien geboren und sind Teil der kroatischen Volksgruppe – auch bekannt als „burgenländische Kroat:innen“, in deren Musik und Tradition sie tief verwurzelt sind und diese in ihren Arbeiten auf kreative Art mit dem urbanen Kontext, in dem sie leben und arbeiten, vereinen.