Politische Lieder von der Straße bis zum internationalen Festival
Ursprünglich ein zehnköpfiges Projekt zum Andenken an jugoslawisches Gastarbeiter:innen-Leben, entwickelte sich der Hor zu einem 50-köpfigen Kollektiv an diversen sozialen Backgrounds, Positionen und Identitäten. Das wachsende Repertoire an Liedern und Sprachen geht einher mit wachsenden Notwendigkeiten: Mit zunehmender Repression, Hetze und Marginalisierung widerständischer Positionen werden kollektive Organisation sowie das Hör- und Sichtbarmachen von Devianz immer wichtiger. Der Hor versucht stets, die Breite unterschiedlicher Zugänge und Kulturpraktiken als produktive Komplikation in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Auftritte im letzten Jahr reichten von wissenschaftlichen Konferenzen (z. B. zum Thema „Gastarbeiter im Neoliberalismus“), über Flashmobs (U-Bahn, Praterstern …) bis hin zu Demos, z. B. als Mitglied des Singenden Blocks. Fixpunkt der Hor-Aktivitäten ist das Festival der alternativen Chöre (FAC), zu dem der Hor bereits drei Mal Wiener und internationale Chöre eingeladen hat.
Das zweitägige FAC 2018 brachte rege Diskussionen mit sich, einen öffentlichen Kurzauftritt der internationalen Chöre, acht denkwürdige Konzerte und eine Gewissheit: Angesichts heutiger und künftiger politischer Unfassbarkeiten bedarf es der Erinnerung, Nutzung und Reaktivierung der Geschichte widerständischer Kulturpraxis anhand von Liedern, die drohen, aus dem kollektiven Gedächtnis zu verschwinden. Kollektive Aktion und grenzen- und szenenübergreifende Solidarität sind die besten Mittel, dieses Ziel zu verfolgen.