Ein reziproker Fachaustausch in Übungen von Gerda Lampalzer und Hanna Schimek 1990–1991, revisited 2022
Bezugnehmend auf ein Konzept der „Bildung von unten“ entwickelten Gerda Lampalzer und Hanna Schimek 1990–1991 einen spielerischen und zugleich ernsthaften künstlerischen Dialog, in dem die jeweilige Expertise der Künsterinnen mit der anderen geteilt wurde. In Form von „Übungsaufgaben“ wurden einander brieflich Miniprojekte vorgeschlagen, die sich im Fachgebiet der Absenderin bewegten. Somit wurden Gerda Lampalzer und Hanna Schimek zu dilettantischen* Versuchen angeregt, die dann in weiterer Korrespondenz fachlich beurteilt wurden. Parallel zur künstlerischen Praxis zwischen bildnerischer und Textproduktion entspann sich ein ausführlicher humoresker Briefwechsel, der die Stimmung zwischen Künstlerinnenfreundschaft und ernsthafter Auseinandersetzung noch plastischer macht. Die Ergebnisse des Projekts sind im Original vorhanden und werden als Installation in der Medienwerkstatt präsentiert. In einer begleitenden Veranstaltung soll dieses historische Projekt in einen Zusammenhang mit zeitgenössischen Formen nicht institutioneller Wissensproduktion, geteilter künstlerischer Recherche, Sichtbarmachung von implizitem Wissen und postfeministischer Solidarität gestellt werden.
* Dilettant:in: Der Begriff galt ursprünglich den nicht geschulten Liebhaber:innen einer Kunst oder Wissenschaft. In den 1980er-Jahren bezeichneten sich Musiker:innen, die gegen alle Traditionen der Popmusik anspielten, als „Geniale Dilletanten“, die bereits in der Schreibweise (absichtlich) dilettierten.