Keine Naturstudie, kein Erlebnisaufsatz, philosophisch, möglichst groß

Ein Ausstellungsraum mit Bildern an den Wänden und kleinen, viereckigen Tischen in der Mitte, auf denen ebenfalls Werke liegen.
Foto:
Michael Michlmayr

Ein reziproker Fachaustausch in Übungen von Gerda Lampalzer und Hanna Schimek 1990–1991, revisited 2022

Bezugnehmend auf ein Konzept der „Bildung von unten“ entwickelten Gerda Lampalzer und Hanna Schimek 1990–1991 einen spielerischen und zugleich ernsthaften künstlerischen Dialog, in dem die jeweilige Expertise der Künsterinnen mit der anderen geteilt wurde. In Form von „Übungsaufgaben“ wurden einander brieflich Miniprojekte vorgeschlagen, die sich im Fachgebiet der Absenderin bewegten. Somit wurden Gerda Lampalzer und Hanna Schimek zu dilettantischen* Versuchen angeregt, die dann in weiterer Korrespondenz fachlich beurteilt wurden. Parallel zur künstlerischen Praxis zwischen bildnerischer und Textproduktion entspann sich ein ausführlicher humoresker Briefwechsel, der die Stimmung zwischen Künstlerinnenfreundschaft und ernsthafter Auseinandersetzung noch plastischer macht. Die Ergebnisse des Projekts sind im Original vorhanden und werden als Installation in der Medienwerkstatt präsentiert. In einer begleitenden Veranstaltung soll dieses historische Projekt in einen Zusammenhang mit zeitgenössischen Formen nicht institutioneller Wissensproduktion, geteilter künstlerischer Recherche, Sichtbarmachung von implizitem Wissen und postfeministischer Solidarität gestellt werden.

* Dilettant:in: Der Begriff galt ursprünglich den nicht geschulten Liebhaber:innen einer Kunst oder Wissenschaft. In den 1980er-Jahren bezeichneten sich Musiker:innen, die gegen alle Traditionen der Popmusik anspielten, als „Geniale Dilletanten“, die bereits in der Schreibweise (absichtlich) dilettierten.

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Medienwerkstatt Wien

Die Medienwerkstatt Wien wurde 1978 als nicht-kommerzielles Videostudio gegründet. Mit der Durchführung einer Reihe partizipativer Medienprojekte wurde sie Anfang der 1980er-Jahre zum wichtigsten österreichischen Zentrum für unabhängige Medienproduktion. Sie ist damit eines der langjährigsten funktionierenden Modelle, das – als Künstler*innenkollektiv geführt – die permanente Weiterentwicklung der Medienkunst im technologischen wie im theoretischen Bereich reflektiert, vermittelt und mitbestimmt hat. War es zu Beginn vor allem die Bereitstellung einer technischen Infrastruktur, so ist es mittlerweile ein umfassendes Vermittlungskonzept, das einen kontinuierlichen Diskurs im Medienkunstbereich sichert. Das regelmäßige Veranstaltungsprogramm schlägt eine Brücke zwischen Produktion und Diskurs.