Invisible Beauty

Nicht alles Schöne kann man sehen. Dem Betrachter des Liegestuhls (1x2x0.7m) wird klar, dass hier das schönste Stück fehlt. Aber schon mit wenig angeregter Fantasie kann man sich die schönste Sonnenanbeterin hineindenken in das spärliche Outfit und in die Vertiefungen, die die Unsichtbare ins Metall drückt. Wer will kann auch selbst ins Kunstwerk schlüpfen. Drei bewegliche Teile, Hut, BH und Höschen erleichtern es „Mit dem Kunstwerk eins werden“. Ausführung in Stahl (Wiederverwertung von Altmaterial). Permanente Aufstellung in der Kunstmeile Liesing am Fuß- und Radweg zwischen Gerbersteg und der Liesingbachbrücke Gregorygasse. Projekteinschätzung Unerwartete Anblicke regen zum Nachdenken und zur Diskussion an. Wieso ist hier am Spazierweg ein Liegestuhl aus Stahl – ist der zum Benützen? Ist er besetzt, es gibt ja den Abdruck durch die unsichtbare Schönheit? Und was ist überhaupt schön? Viele Fragen werden unterschiedlich diskutiert. Gruppen junger Leute blieben stehen und oft will jeder von Ihnen die Position der Invisiblen Beauty einnehmen, sogar wenn die Körpermaße gar nicht stimmen – und natürlich legen auch die jungen Männer den BH an. Im fröhlichen Diskurs wird die Geschlechterrolle in bezug auf Schönheit individuell kommentiert. Einmal erzählte eine Passantin, sie erfuhr von einem Chinesen, dass er sich wundere wieso unsere Männer Claudia Schiffer schön finden – sie hat doch so ein schmales kantiges Gesicht. Daraus – so meinte sie – sehen wir wie unterschiedlich das Schönheitsideal auch geographisch bedingt ist. In China ist man eben ein rundes Vollmondgesicht gewöhnt – und wer das nicht hat kann gar nicht schön sein. Gruppendynamisch kommt das Kunstwerk gut an, weil der Spazierweg an der Kunstmeile Liesing stark frequentiert ist. Einzelpersonen betrachten den Liegestuhl nur passiv – aber kleine Kinder zeigen diese Zurückhaltung nicht und wollen ihn ausprobieren. Sobald sie lesen können wird der Begriff Invisible Beauty hinterfragt und oft wird durch die Anregung Leuten bewusst, dass vieles um uns sehr schön ist, auch vieles das wir nicht sehen können …

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Jennifer (Jenny) Rattay

* 1986 in Wien
Matura (Schwerpunkt im Oberstufenrealgymnasium: Bildnerisches Gestalten und Werkerziehung), dzt. Lehrstelle als Oberteilherrichterin. Arbeiten in angewandter Kunst mit Glas, Holz und Metall; Schmuck sowie Zeichnungen, Malerei, Keramik. Einige Arbeiten entstanden gemeinsam bzw. unter Anleitung von Frank oder Angelika Rattay.

Arbeiten (Auswahl)
2001–2004 7 Tiffany-Fenster und Türfüllungen je ca. 1 m², abstrakte Motive, Wien 23
Tiffany-Fenster ca. 1 m², Traiskirchen, Niederösterreich
10 große Holzbilder (1–3m²), erzeugt mit Oberfräse, Wien 23
2005 dreiteilges Kirchenfenster „Auferstehung“, 1,2 x 2,7 m, abstrakte Tiffany-Arbeit. Christophoruskirche, Wien 23,
dreiteilges Kirchenfenster „Sonnenaufgang“, 1,2 x 2,7 m, abstrakte Tiffany-Arbeit. Christophoruskirche, Wien 23
2006 Madame Tütü, BaumArt-Projekt der Künstlergruppe Agenda 21/23, Wien 23