ICH-AG – EIN MOTIVATIONSABEND FÜR FREIESCHAUSPIELER

Ich-AG ist ein Theaterprojekt, das den aktuellen Diskurs um „neue Selbstständigkeit“, „atypische bzw. prekäre Beschäftigungsverhältnisse“ und Arbeitslosigkeit mit der Situation freier SchauspielerInnen in Wien nach der Wiener Theaterreform und ihrer Ausgliederung aus dem AMS verbindet. Wir haben ein Stück entwickelt, das ausschließlich mit dem Material dieses Diskurses arbeitet. Text und Szene werden theatralisch als Zitat ausgestellt: Nichts ist erfunden und doch ist alles Theater. Wir führen vor, wie all diese Coachings, Seminare, Benimmregeln, Kleider- und Schminkordnungen, dem „neuen“ Subjekt der Arbeit eine Schauspielausbildung in rudimentärer Form vermitteln, so als ob nun gelten würde: Jeder Mensch ist ein Schauspieler, wenn er heute noch arbeiten will und kann. Ziel ist es, unser Material zu erweitern und auf die Menschen zuzuspitzen, die es am Ende verkörpern sollen. Was bedeutet es für unser Projekt, wenn freie SchauspielerInnen Menschen spielen, die als „neue“ Subjekte einer „neuen“ Form der Arbeit formiert werden sollen? Sind freie SchauspielerInnen nicht längst Subjekte dieser „neuen“, „atypischen“ oder „prekären“ Beschäftigungsverhältnisse? Wir werden Interviews mit SchauspielerInnen über ihr Überleben in der freien Szene Wiens führen und laden sie zu einem Casting ein, bei dem sie ihre Geschichten, wie man sich als freier Schauspieler über Wasser hält, spielerisch darstellen können, um sie in unser Projekt zu integrieren. So verstecken wir die Arbeit des Schauspielers als Schauspieler nicht hinter einer Illusion, sondern stellen sie lustvoll aus und thematisieren ihre Bedingungen mit. Die in unser Projekt integrierten Schauspieler sollen nicht länger gezwungen werden, für die Dauer der Vorstellung einem Klischee des Schauspielers zu gehorchen, wie es mit viel Glanz und Glamour in der Öffentlichkeit inszeniert wird, sondern gerade weil sie eine freie Szene verkörpern, sollen sie Erfahrungen in dieser Szene ausspielen und damit ein anderes Theater und Bild des freien Schauspielers etablieren, an dem offenbar ein großer Mangel besteht.

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Theaterprocedere

Wir haben uns im Dezember 2004 mit vielen Projektideen zusammengefunden und Theaterprocedere gegründet. Drei der Projekte haben wir ausgearbeitet und bei der Stadt Wien eingereicht, jedoch ohne Erfolg.

Zu den abgelehnten Stücken zählt auch Ich-AG – ein Motivationsabend für freie Schauspieler, obwohl das WUK im Zusammenhang mit Felicia Zellers Club der Enttäuschten großes Interesse bekundet hatte und als Spielort für den Herbst 2005 bereit stand. Mit unserem Material haben wir bereits im Mai 2005 auf dem Sendeplatz von absurda bei Radio Orange in Form eines Lesetheaters experimentiert. Das Ergebnis liegt auf CD vor.

Das zweite Projekt, Judit triumphiert frei nach Sandos Marais Wandlungen einer Ehe, stellen wir jetzt zur Präsentation ohne Geld fertig. Das Stück ist für eine Schauspielerin in einer Doppelrolle konzipiert. Wir finden es interessant, in einem Raum zu inszenieren, der nicht vom Theater besetzt ist und werden ab 15. November in verschiedenen Bars spielen. Dazu laden wir alle herzlich ein.