Eine Gefängniszelle in Wien. Ein Mann in Untersuchungshaft. Die Zeitungen berichten über den Inhaftierten als Einbrecher und Vergewaltiger. „Geleemann“ ist der Name, den die Medien ihm gegeben haben. Er ist iranischer Asylwerber und sieht sich selbst nicht als Verbrecher, sondern als Poet.
Seine Geschichte erzählt von der Sehnsucht nach Nähe und dem dringlichen Bedürfnis, gehört und verstanden zu werden. Täter und Opfer zugleich, entgleitet er immer wieder aufs Neue einem Urteil und setzt das Publikum einer unheimlichen Ambivalenz aus. Dabei fordert er ein, der Geschichte und dem gesellschaftlichen Verdrängen ins Gesicht zu schauen. Seine Perspektive ist erschütternd – aber auch seine Schlussfolgerung.
Das Stück erzählt von Gewalt, Ignoranz, systematischem Ausblenden und Wegschieben. In Zusammenarbeit mit der Regisseurin Maria Sendlhofer entsteht ein Abend, der sich einfacher Bewertungen entzieht und den Zusehenden den Umgang mit Widersprüchen abverlangt.
Der Geleemann ist „die personifizierte Projektionsfläche, auf der Vorurteile und Verdrängtes zum Vorschein kommen“, schrieb Der Standard. Regisseurin Maria Sendlhofer richtet ihre abstrakte Bühnensprache darauf aus: Sie arrangiert in der Produktion des Andromeda Theater Vienna vier Schauspieler*innen über mobile Projektionsleinwände: Philipp Auer, Johnny Mhanna, Clara Schulze-Wegener und Simonida Selimović. Diese sind abwechselnd echt oder projiziert zu sehen und verwischen die Trennlinien zwischen Opfer und Täter.