Gefühl Gesicht Gestalt

2 Personen in einer Szenensituation, die Frau liegt am Boden und ragt die Arme in Verteidigungshaltung von sich, der Mann blickt mit erhobenen Armen in die Höhe

Auf den Spuren von Susanne Schmida

Durch Zufall stieß Cie. FeinSinn auf den Nachlass von Dr. Susanne Schmida (1894–1981). Er enthielt u. a. Fotografien, Manuskripte, Tonbandaufnahmen und Klaviernoten, die den Ausgangspunkt von „Gefühl Gesicht Gestalt“ bilden. Susanne Schmida war eine Pionierin ihrer Zeit. In der neu entstehenden Seestadt Aspern wird deshalb eine Straße nach ihr benannt. Sie war eine der ersten Frauen, die in Wien in Philosophie promovierten. Sie eröffnete 1934 das erste Yoga-Institut Österreichs. Die dort bis in die 1980er-Jahre stattfindende Ausbildung war einzigartig. Wenn man sich in die Schule einschrieb, so erhielt man Unterricht in Gymnastik, Tanz, Yoga, Philosophie, Meditation, Tiefenpsychologie und Rhetorik. Susanne Schmida zählt zu den wenigen Frauen in der österreichischen Tanz- und Gymnastikszene der 20er und 30er Jahre, die dem Nationalsozialismus den Rücken kehrten.

FeinSinn machte sich auf die Suche nach ehemaligen SchülerInnen von Susanne Schmida. Mit drei von ihnen wurde schließlich die Performance realisiert: Sieglinde Gerold, Wolfgang Kühn und Oswald Ruttner (ehemaliger Pianist). Am 29. und 30.10.2010 zeigte das Österreichische Theatermuseum eine Rekonstruktion der „Raumlinien Gymnastik“, eines theoretischen Werkes Susanne Schmidas. Eine Ausstellung im Foyer ergänzte die Performance. Wiederaufnahme: 8.6.2012 Festspielhaus St. Pölten

Der Nachlass, der seit Jahrzehnten unbeachtet in Schränken und Kellern lag, wurde von der Cie. FeinSinn erstmals künstlerisch öffentlich gemacht. Susanne Schmida vertrat eine Tanzrichtung, die seit ihrem Tod in Wien ausgelöscht ist. Allen Beteiligten war bewusst, dass ohne die Arbeit der Rekonstruktion wertvolles historisches Material für immer verloren gehen könnte. So konnte ein Stück Wiener Tanzgeschichte erhalten bleiben. Gleichzeitig wurde die historische Tanzsprache Susanne Schmidas in der Performance in eine zeitgenössische weiterentwickelt. Innovativ ist das Projekt also im Sinne der „Er-Neuerung“.

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FeinSinn

FeinSinn wurde 2003 von Elke Pichler und Alexander Nantschev gegründet. Die beiden KünstlerInnen arbeiten hauptsächlich genreübergreifend im Bereich Tanz- und Musikperformance mit Videokunst. In ihren meist philosophisch inspirierten Projekten interessieren sie sich vor allem für Verborgenes, für Randgruppen und Themen abseits der aktuellen öffentlichen Diskussion. Ihre Projekte werden an Spielorten wie WUK, Dschungel Wien, Tanzquartier, Leopoldmuseum, Urania Wien, Schl8hof Wels, CCL, Theatermuseum Wien, Expedithalle der ehemaligen Ankerbrotfabrik, Festspielhaus St. Pölten, Tabakfabrik Linz oder Oper Graz aufgeführt.

Elke Pichler schloss das Studium des zeitgenössischen Tanzes am Konservatorium der Stadt Wien als BA ab. Sie studiert Philosophie an der Universität Wien.
elkepichler.com

Alexander Nantschev spielt seit dem dritten Lebensjahr Violine und schloss mit Auszeichnung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien ab.