Das ganze Programm an einem Abend
Von allen Seiten werden wir gedrängt, mit dem Unsinn aufzuhören, in den Künsten und anderswo. Gerade in der Rhetorik, mit der die Kunst versucht, ihre eigene Relevanz zu behaupten, bemerken wir eine Tendenz, neoliberalen Forderungen nach gnadenloser Effizienz nachzugeben. Musterschüler*innen verhalten sich so, aus Angst vor Liebesentzug.
12. Mai 2025: Ganz Wien ist von den Festwochen besetzt.
Ganz Wien?
Nein, ein kleines, aber mündiges Publikum widersetzt sich dem missionarischen Eifer, mit dem Milo Rau jedes gesellschaftliche Thema an sich zieht und reenacted. Auch die „Republik der Liebe“ braucht eine Opposition.
In monatelanger Recherche arbeiteten wir uns durch Programmtexte, Livestreams, autoritäre Casting-Aufrufe und sämtliche Protokolle der „Wiener Prozesse“ des Vorjahres, auf der Suche nach den Selbstwidersprüchen, die entstehen, wenn sich Intendanten mit 160.000 Euro Jahresgehalt für Revolutionäre halten und die Weltrettung durch Kunst verkünden. Aus diesem Material bauten wir unsere zweistündige Performance, die in sechs Szenen symbolträchtige Scheinhandlungen auseinandernimmt und abklopft. Reenactment des Reenactment oder: ungefragtes Making-of.
Auszüge aus der Setlist:
REDE DES INTENDANTEN LIVE AUS DEM UNBEWUSSTEN
PARASITÄRES REINIGUNGSRITUAL IN ANSCHLUSS AN EIN SCHAMANISTISCHES REINIGUNGSRITUAL
DIE ALLEGORIE DES MARKETINGS SCHREIT DEN RAUM ZUSAMMEN
ICH WILL GAR KEINEN BEIRAT GRÜNDEN
LESEPROBE: DAS BURGTHEATER IST JETZT AUCH KRITISCH
ANLEITUNG ZUR REPUBLIKFLUCHT