European Tango/Europe: Myths and Realities

Ich wurde von der Direktorin des EATGA-Symposiums Europe: Myths and Realities 2006 in Budapest, Zsuzsa Sipos (London/UK), eingeladen, einen künstlerischen Beitrag zum Symposium zu entwickeln. Thema des Symposiums ist Europa, die Veränderungen in den letzten Jahrzehnten, speziell bezüglich der Ost-West-Teilung und die Auswirkungen auf beiden Seiten. (Wie findet der Brückenschlag zwischen dem „alten“ und „neuen“ Europa – nicht nur legislativ und ökonomisch, sondern auch in den Köpfen der Menschen – statt?) Es sollen die Ängste über den möglichen Verlust nationaler Identität, vor „Invasion“/Migration/Ausbeutung, usw. untersucht werden, die uns trennen könnten. Diese Themen sowie der transkulturelle Prozess innerhalb der Gruppe internationaler Teilnehmer – hauptsächlich gruppenanalytische Psychotherapeuten –  sollen beleuchtet, diverse Gruppenprozesse reflektiert werden.

In diesen analytischen, hauptsächlich sprachlich orientierten Prozess der Auseinandersetzung möchte ich mit künstlerischen Mitteln eingreifen, wobei mehrere künstlerische Techniken, Ausdrucksformen und „settings“ zur Anwendung kommen sollen. Zusammen mit zumindest einem ungarischen Künstler sollen die internationalen Teilnehmer mit Kunst konfrontiert werden. (Sollten weitere Künstler gewonnen werden können, wäre eine Erweiterung künstlerischer Beiträge anzudenken!) Dieser Konfrontation sollen experimentelle künstlerische Arbeiten mit den Teilnehmern folgen. Die Gruppenanalytiker und Sozialwissenschaftler sollen vor Ort in künstlerische Prozesse eingebunden werden, und so die Möglichkeit erhalten, bei der Erforschung Europäischer Befindlichkeit der sprachlich-analytischen Ebene auch eine bildhaft-künstlerische Ebene zur Seite zu stellen. So sollen sie die Möglichkeiten – gegebenenfalls Vorteile der Kunst – als Forschungs-, erkenntnisförderndes sowie Darstellungsmittel kennen lernen.

Neben Installation/Malerei /Performance etc. sollen auch interaktive Ausdrucksformen erarbeitet werden. Als Beispiel sei hier eine „interaktive Skulptur“ angeführt. Kleidungsstücke, an verschiedenen Stellen zusammengenäht, bilden einen Kreis. Die Teilnehmer werden gebeten, in die Kleidungsstücke zu schlüpfen. Durch die Menschen wird diese Struktur zum Leben „erweckt“. Der „Zusammenhalt“ der Kleidungsstücke macht den „Zusammenhang“ zwischen Menschen sinnlich erlebbar (gerade in der Wissenschaft fehlt oft diese sinnliche Ebene!). Die Bewegungsfreiheit des Individuums ist eingeschränkt, die Struktur/der Kreis kann sich nur als Ganzes weiterbewegen, es muß Einigung erzielt werden.

Für Budapest soll diese Beispielarbeit neu adaptiert werden. „Tango“-Projekte sollen ein weiteres Element liefern.

Neben einer Ausstellung (Malerei/Zeichnung/ggfs.Video/Performance) soll mit Hilfe der ungarischen Tango-Community ein Tango-Abend als kommunikationsförderndes Element organisiert werden, an dem die Teilnehmer (des Workshops) Gelegenheit haben werden, aktiv mitzuwirken. Der „Tango Argentino“ ist im Gegensatz zum „Ballroom-Tango“ ein Improvisationstanz, eine nonverbale „Begegnung“ zwischen zwei Tänzern. Auf der Grundlage weniger, schnell erlernbarer Schritte verbindet er Menschen quer durch verschiedene Kulturen, Sprachen und Gesellschaftsschichten, ermöglicht eine tiefere Kommunikation als viele andere Tänze und erfreut sich in dieser „Brückenfunktion“ zu Recht auf weltweit stetig steigendes Interesse.

Die Ergebnisse dieser analytisch-künstlerischen Konfrontation zum Thema Europa sollen dokumentiert und weitere Vernetzungsprojekte initiiert werden.

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Gerhard Leixl

Kooperationsprojekt mit der European Association of Transcultural Group Analysis (EATGA) und ungarischen Künstler:innen

Gerhard Leixl
Studium der Malerei/Experimentelles Gestalten bei Maria Lassnig, Hubert Schmalix, C. L. Attersee (Hochschule für Angewandte Kunst Wien), Bildhauerei/Konzeptkunst bei Timm Ulrichs (Kunstakademie Münster/D) und bei Michelangelo Pistoletto (Akademie der Bildenden Künste Wien), Fotographie u.a. bei Friedl Kubelka- Bondy, Rudi Molacek, Regie bei Peter Greenaway; Drehbuch bei Linda Seeger, Filmschule Wien, Kunsttherapie bei Prof. Dr. Karl-Heinz Menzen, HS f. angewandte Kunst, Wien
Arbeiten und künstlerische Interventionen in den Bereichen Malerei, Bildhauerei und Objektkunst, Fotographie, Video, Installation, Performance, Kunst im öffentlichen und sozialen Raum, Kunst und Therapie, Kunst am Bau
Kooperationen im Bereich Musik, Theater, Film (Schauspiel, Gesang, Tanz, visuelle Gestaltung, Performance, Video)