Anatolia Schnitzel – Kunst im Leerstand

Bühne mit Personen, die singen und tlw. auch an einem Technik-/DJ-Pult stehen
Foto:
Anna Radaschütz, Franziska Safranek

Anatolia Schnitzel kam als leerstehendes Grillhaus, geht als multikonzeptioneller Kunstraum und wird nun zum kommerziellen Co-Working-Space. Mit schnellen Schritten in Richtung Gentrifizierung, könnte man sagen. Das würde der Sache aber nicht gerecht. Dass Anatolia Schnitzel ein Co-Working-Space werden sollte, war schon im Sommer 2019 klar. Zwei Monate stand der Raum noch leer, dann sollte er umgebaut werden. Acht Wochen, die eine Gruppe Wiener:innen nutzen wollte – und durfte. Am Ende wurde es ein halbes Jahr. Anatolia Schnitzel schien in Wien einen Nerv getroffen zu haben, den Projekthunger vieler Menschen geweckt und ein Bedürfnis nach gemeinsamen, hierarchielos organisierten Räumen an die Oberfläche gebracht zu haben. Da war auf einmal ein Raum, in dem man ohne große Hürden partizipieren konnte. Und da waren plötzlich viele Menschen, die mitmachen wollten. Die wöchentlich wechselnden Akteur:innen verlangten dem Raum alles Denkbare ab. Binnen weniger Tage wurde er immer wieder neu erfunden. Sei es als Theater, als Lesebühne, als Kino, Konzertsaal oder schlicht als Galerie. Nicht wenige Mariahilfer:innen dürften wöchentlich aufs Neue verwirrt gewesen sein. Im März 2020 zog das Kunstprojekt aus dem Anatolia Schnitzel aus. Was bleibt? Die Erkenntnis, dass Räume geschaffen werden können. Mehr noch: dass sie geschaffen werden müssen.
(Leander Berger, August Modersohn & Laura Hähnel)

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Anatolia Schnitzel (Paula Oberndorfer, Anna Radaschütz, Franziska Safranek, Enrique Torres, Luise Kircher, August Modersohn, Maximilia Hogrebe, Claus Schöning Lam-Yong, Sarah Rapatz, Friederike Schempp, Clara Fuhrmann)

Im Zentrum stand immer der Raum und dessen experimentelle Nutzung von aufstrebenden Kunst- und Kulturschaffenden. Wir stellten jungen Akteur*innen eine Plattform zur Verfügung, um frei zu experimentieren und sich auszuprobieren. Anatolia Schnitzel bemüht sich sowohl um solidarische Vernetzung zwischen Künstler*innen wie auch darum, Kunst in eine neue Öffentlichkeit zu bringen. Um ein breites Publikum zu erreichen, nutzten wir diverse Formate wie Residency-Programme, Lesereihen, Ausstellungen, Konzerte, Performances, Theaterprojekte, Workshops, Präsentationen und vieles mehr. Unsere Ergebnisse präsentierten wir im Februar 2020 in Rahmen der Publikation Gegen die Leere.