Nur drei Worte

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Marlene, Hella, Annie und Kurt diskutieren in der Galerie, aber es geht um Geld, nicht um das Bild. Es geht um den gemeinsam geplanten Buthan-Urlaub, den sie storniert haben weil Marlene und Kurt sich trennen. Man kann doch nicht mehr gemeinsam in den Urlaub fahren! "Ich brauch das Geld, Hella!" "Habt ihr eine Versicherung?" "Was für eine Versicherung?" "Eine Reiserücktrittsversicherung?" "Ich habe die Stornierung nicht vorhergesehen." "Kurt, genau das ist der Grund, warum man eine Reiserücktrittsversicherung abschließt." "Marlene sollte die Haftung für dieses teure Debakel übernehmen."
Foto:
Gunter Macho

Mit Nur drei Worte (2017, Joanna Murray-Smith) hat die franko-brasilianische Regisseurin Adriana Salles gemeinsam mit Theater FiveDrauf eine gesellschaftskritische Komödie für vier Schauspieler*innen in Szene gesetzt.

Ein filmischer Vorspann, gedreht in Wiener Geschäften und einer Galerie im 7. Bezirk, eröffnet den Reigen Sitcom-artiger Episoden: Zwei befreundete Paare feiern den 20. Hochzeitstag von M. und K. Man kennt sich seit ebenso langer Zeit, hat viel Zeit miteinander verbracht. Die ausgelassene Stimmung schlägt jedoch abrupt um, als M. die drei Worte „Wir trennen uns“ fallen lässt. Eine harte Probe für die Freundschaft zwischen dem Ehe- und dem gleichgeschlechtlichen Paar: Was ist echte Loyalität? Haben wir das gleiche erlebt? Worum geht es im Leben wirklich? Die folgenden Auseinandersetzungen werden im Wohn-, Schlafzimmer, Café, Theaterfoyer, Kino, in einer Galerie ausgetragen.

Temporeich und pointiert inszeniert, reißen sich die Figuren selbst und gegenseitig die Masken kultivierter Weltläufigkeit vom Gesicht. Gnadenlos bloßgestellt tritt die gesellschaftlich anerkannte Verlogenheit im Umgang mit Beziehung, Gleichberechtigung und individueller Freiheit zutage. Wahrhaftige Begegnung, wirkliches Verstehen? Fehlanzeige! Das Spiel ist körperbetont, überzeichnet, komisch-grotesk und dennoch wahrhaftig. Die Bühne wird nie verlassen, Örtlichkeiten mit wenigen Bühnenrequisiten suggeriert. Vier Stühle genügen: Raum, psychologische Entwicklung, Beziehungen sind sichtbar.

19.01.2024 25.05.2024
Kurt befreit sich: "Mir wird plötzlich klar, dass ich immer geglaubt habe, meinen ganzen Erfolg dir zu verdanken. (...) Ich fühle mich, als hätte ich mein ganzes Leben in ... St. Pölten verbracht und wäre plötzlich mit dem Fallschirm in Barcelona gelandet. "
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Gunter Macho
Hella und Annie streiten bis aufs Blut. Annie: "Es gibt verschiedene Wege, den „Beitrag“ zu messen. Es geht nicht nur darum, wer die Rechnungen zahlt, Hella." Hella: "Und dass sie hart gearbeitet hat, ehrgeizig war und engagiert und Preise gewonnen hat – das hat überhaupt keinen Einfluss darauf, was ihr gehört?"
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Gunter Macho

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Kulturverein FiveDrauf e.V. und Adriana Salles

Der Kulturverein FiveDrauf wurde 2020 ins Leben gerufen, um in erster Linie Theaterprojekte zu realisieren.
Seine Mitglieder Edith Kollermann, Klaus Kubo, Saskia Lermer und Sylvie Trénous kommen aus den Sparten Musik, darstellende Kunst, Modedesign, Pädagogik, IT und Steuerrecht.
Kunst und Kultur zu schaffen, kulturelles Leben zu erweitern, Kommunikation zu fördern und Diskurse anzustoßen, sind erklärte Ziele.

Adriana Salles ist Franko-Brasilianerin und lebt in Wien. Sie studierte Theater, Tanz, Gesang sowie Zirkuskunst in Rio de Janeiro und Paris.
Sie arbeitet als Schauspielerin, Regisseurin, Clownin und Dozentin in Österreich, Deutschland, Frankreich und Südamerika.