Adressat Unbekannt von Kressman Taylor

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von links nach rechts: Samuel Pock (Max), Anna Starzinger (Cello, Ansage), Benjamin Spindelberger (Martin). Sie halten eine Zeichnung (das Kamel) Pablo Picasso, als Beispiel für entartete Kunst, was eines der Themen des Briefromans ist.
Foto:
Andrea Klem

1938 wurde der kurze Briefroman einer unbekannten Frau namens Kathrine Kressmanns Taylor, einer ehemaligen Werbetexterin aus New York, noch im selben Jahr zum Bestseller in den USA.

Kressmann Taylor beschreibt in Adressat unbekannt den Bruch der Freundschaft zwischen einem jüdischen Amerikaner und einem amerikanischen Deutschen und analysiert die Schrecken des Nazismus zu einem sehr frühen Zeitpunkt.

Der gebürtige Deutsche Martin kehrt Ende 1932 aus seiner Wahlheimat USA in sein Geburtsland zurück. Die ehemaligen Geschäftspartner, der jüdische Amerikaner Max und der Deutsche Martin schreiben einander Briefe. Binnen kürzester Zeit nach der Machtübernahme Hitlers wird der ehemalige Freund zu einem überzeugten Nazi, der im Dritten Reich Karriere macht und seinen Freund verrät. Dessen in Deutschland lebende Schwester, die bei ihm Zuflucht sucht, liefert er der SA und damit dem sicheren Tod aus.
In Adressat unbekannt rächt sich am Ende der Jude am Nationalsozialisten.

Das Stück eignet sich mit seiner knappen und klaren Form und wegen seiner einfachen Sprache zur Behandlung im Geschichts-, Ethik- oder Philosophie-Unterricht. Es dient der Aufarbeitung des Holocausts und weist auf die Gegenwart hin.

18.10.2023 14.05.2024
v. links nach rechts Benjamin Spindelberger, Samuel Pock, jüdisches Museum
Foto:
Susanne Höhne
Anna Starzinger, jüdisches Museum
Foto:
Susanne Höhne

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Beseder, Verein für darstellende und bildende Kunst

Im Fokus des Vereins Beseder stehen jüdische und österreichische Geschichte, spartenübergreifende, experimentelle und diskursive Programme, aber auch neuartige und innovative Formate, die einen Mix von Literatur, Musik, bildender Kunst und Diskussion darstellen. Dabei werden neue Räume performativ genutzt und immer wieder neue Kooperationen eingegangen, wie zuletzt 2022 und 23 die Kooperation mit verschiedenen Wiener Bezirksmuseen.

Das Wort „Beseder“ ist hebräisch und heißt auf deutsch „Ok“, „alles gut“, oder „alles in Ordnung“.
Das Wort „Beseder“ kann man im direkten Wortsinn oder auch als Ironie auffassen, oder sowohl als auch.
„Beseder“ kann auch einen Hinweis sein, dass etwas nicht in Ordnung ist, also nicht so perfekt läuft.
In jedem Fall ist damit ein Gegensatz gemeint, „Beseder“, ein spiritueller Ort der Auseinandersetzung, ein Fokus, der sich auch im Programm von Beseder widerspiegelt.