Testament. Oder was bleibt?

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Auf dem Bild ist eine Frau abgebildet, die einen bodenlangen weißen Schleier trägt. Über dem gesamten Körper. Sie könnte ein Gespenst oder ein Geist sein. In der linken Hand hält sie ein Kinder-Dirndl (das Kleidungsstück), das aus Papier angefertigt wurde. Links hinter dem "Gespenst" sieht man eine Figur, nur teilweise. Es handelt sich um Barbara Gassner, die hier ihre Geschichte von der Räumung des Elternhauses erzählt. Das "Gespenst" könnte ihre verstorbene Mutter sein, oder andere VorfahrInnen, die das Haus noch nicht aufgeben wollen. Das Kinder-Dirndl ist eines der Erinnerungsstücke, die nach Wien mitgenommen worden sind. Das "Gespenst" macht sich in dieser Szene beinahe lustig über Barbara, die festhalten möchte an den Dingen.
Foto:
Apollonia Bitzan

„Testament. Oder was bleibt?“ ist die Auseinandersetzung der Performerin Barbara Gassner mit dem Verkauf und der Räumung ihres Elternhauses. Es ist der dritte Teil der Trilogie, deren Knotenpunkt das Elternhaus ist.
Der Abend hat Erinnerung und das Loslassen von Dingen zum Thema.

Barbara Gassner hat aufgeschrieben, was aus ihrem Elternhaus von ihr und ihren Geschwistern mitgenommen wurde und was verschenkt oder entsorgt worden ist.
Weiters wurde reflektiert, warum welche Gegenstände in der Wiener Wohnung gelandet sind und andere nicht. Gemeinsam wurde die Geschichte der aus dem Haus mitgenommenen Gegenstände weitergeschrieben und in Erzählungen, Sounds und Lieder verwandelt.

Die Arbeitsweise hat im Kollektiv stattgefunden. So wie der Verlust von Menschen und Dingen ebenso eine kollektive Erfahrung ist.
Ziel war von Beginn an, mit „privaten“ Erfahrungen den Prozess zu beginnen und diese zwar persönlich zu belassen, aber genau zu reflektieren, wo sich die Grenze zwischen „privat“ und „persönlich“ befindet. Ziel war es, für unsere Zuschauer*innen, von Beginn des Abends an einen Raum für ihre eigenen persönlichen Bilder und Geschichten zum kollektiven Thema des Abschieds zu öffnen. Im Gespräch mit einzelnen Zuschauer*innen und ebenso von der Presse wurde uns rückgemeldet, dass dies geglückt ist. Im gemeinsamen Blick auf das Thema Abschied und die recht einsame Erfahrung des Loslassen-Müssens hat sich Verbundenheit eingestellt.

06.10.2024 05.04.2025
Der Vogel aus Papier ist ein weiterer Gegenstand, mit dem eine Geschichte verbunden wird. Die Gegenstände werden aus einem auf den Vorhang projizierten Haus getragen, alle aus Papier nachgebaut und dazu laufen vom Band die Geschichten der Gegenstände. Der Vogel steht für die Liebe der Mutter zur Natur insgesamt, und zu den Vögeln im Besonderen. Sie erinnert sich an einen Anruf der Mutter, in dem sie berichtet, dass die Schwalben endlich wieder nisten würden.
Foto:
Apollonia Bitzan
Hier sieht man das projizierte Haus, aus dem die Gegenstände herausgetragen werden. Man sieht KMET und Gudrun Meier, die jeweils mit Tuba und Gitarre und verschiedenen Sounds unterstützen, dass jeder Gegenstand einen Song bzw. eine musikalische Fläche erhält.
Foto:
Apollonia Bitzan

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falsch-Theater

Der Verein besteht in erster Linie aus Barbara Gassner und Nikolaus Thierry (Kassier).
Ed. Hauswirth und Florian Kmet waren von Beginn an involviert.
Die entstandene Trilogie zum Thema Herkunft, deren Abschluss „Testament“ darstellt, hat uns zu einem konstruktiven Kollektiv gemacht.
Markus Zett und Gudrun Meier waren bei Teil 2 bzw. Teil 3 involviert.
Alle Beteiligten bringen sich inhaltlich ein und erzählen mit.
In der Trilogie war es die Geschichte von Barbara Gassners Familie, deren Vorfahren und deren Lebensentwürfe, die stark von historischen Ereignissen geprägt waren, die uns beschäftigt haben. Nur über die gemeinsame Assoziation ist es möglich, Raum für die Geschichten unseres Publikums zu schaffen. Wir werden gemeinsam weiter produzieren und stehen am Start einer neuen Trilogie.