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„detach. deflate“ ist eine Wohnungstür (ein Readymade), die in einer Plastikfolie steckt, sowie eine mit Luft arbeitende Raumskulptur. Hinter der Glasscheibe des Ausstellungsraumes „Frau* schafft Raum“ lehnt diese Türe an der hinteren Wand des Raumes. Die Betrachtenden blicken auf die Außenseite dieser Tür. Die Tür ist zur Gänze in eine Plastikfolie gepackt und wird durch einen programmierten Zyklus aus drei Phasen zum „Leben“ erweckt. Die ersten zwei Phasen bestehen aus einem Absaugen der Luft durch einen Schlauch der an der Hinterseite angebracht ist, das mittels eines gewöhnlichen Staubsaugers möglich wird. Sobald dieser angespannte Moment endet und der Staubsauger vom Objekt ablässt, kommt es zu einem „Aufatmen“, einem Loslassen, das dadurch passiert, dass der zuvor erzeugte Unterdruck die frische Luft von außen wieder hineinzieht. Die dritte Phase ist eine Pause des „Atemrhythmus“, in dem sich alle Elemente der Installation wieder „erholen“ können und versuchen, zu ihrem Ursprungszustand zurückzukommen, was aber schier unmöglich ist.
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Verena Tscherner

Die Wohnungstür. Sie trennt den privaten Raum vom öffentlichen Raum. Sie kann vieles sein. Einladend oder aber auch eine Barriere. Es kommt darauf an, aus welcher Perspektive man sie betrachtet. Von innen oder von außen. Sie kann eine von dem Außen schützen. Sie kann aber auch Vorgänge im Inneren vor dem Blick des Außen verstecken. Hinter verschlossenen Türen, sagt man.

Für viele Frauen ist die verschlossene Wohnungstür ein Albtraum, denn dahinter spielt es sich für sie ab. Und dieses „Abspielen“ ist bestimmt nicht positiv gemeint. Die Wohnungstür ist eine Schwelle, eine Hemmschwelle, das Altbekannte, das Verletzende, das Destruktive zu verlassen. Ihm zu entkommen. Ihm, dem Destruktiven. Ihm, dem besitzergreifenden, gewaltsamen Partner. Zu oft endet diese Form der Beziehung in einer menschenunwürdigen Tat. Einem Femizid. Was ist die Antwort darauf? Schock. Unfassbarkeit.

12.02.2025 20.05.2025
An der Außenseite der Tür, welche den Betrachtenden zugewandt ist, sind mehrere Objekte mit Springfedern an der Tür angebracht. Diese Objekte sind ebenfalls Readymades und spiegeln den Wunsch nach Freiheit und Neuanfang der Betroffenen wieder.
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Verena Tscherner
Darunter sind zum Beispiel ein Autoschlüssel, ein Stofftier und einige andere kleinere Objekte, welche für einen Neustart erforderlich sind. Durch das „Ein-„ und „Ausatmen“ der Skulptur bewegen sich diese Objekte auf die Betrachtenden zu und wieder weg. Spannung und Entspannung wechseln sich ab.
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Verena Tscherner

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Verena Tscherner

Geboren in Tirol, kam Verena Tscherner kurz nach ihrer Matura nach Wien. Sie studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien (mdw), an der sie 2014 ihren Abschluss machte. 2018–2019 war sie „studio artist“ im studio „das weisse haus“. Währenddessen studierte sie auf der Schule Friedl Kubelka, Schule für künstlerische Photographie in Wien, welche sie 2019 mit einem Diplom abschloss. Von 2019 bis 2024 studierte sie digitale Kunst bei Prof. Ruth Schnell und ÜBERMORGEN an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Sie absolvierte mehrere Residencies im In- und Ausland. 2021 erhielt sie den Preis der Kunstlitfasssäulen der Stadt Salzburg, 2023 den Neptun-Staatspreis für Wasser in der Kategorie „WasserKREATIV“. Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Wien.