Neue Bilder braucht das Land

Wir beginnen mit einer dreiteiligen Filmreportage über und mit unserem Projektpartner aus Senegal (dem Casamance Gebiet), dem Musiker Ibrahima (Solo) Kouyate, der in Senegal (Ziguinchor) lebt und arbeitet. Herr Kouyate ist als Griot – ein Lobsänger, Geschichtenerzähler und Historiker – Träger einer oralen Tradition, die er an Schüler/innen und andere Interessierte weiter gibt. Er spielt die Kora (traditionelle westafrikanische Harfe), singt dazu traditionelle Lieder der Mandinke Kultur und auch eigene Kompositionen. Herr Kouyate hat einen enormen Fundus an Geschichten z.B. über die Mandinke Völker, die Geschichte Afrikas, oder auch Lieder über Regeln des Zusammenlebens in seinem Repertoire, die man in keinem Buch nachlesen kann und einen Schatz an westafrikanischer Kulturgeschichte bedeuten.

In Teil 1 der dreiteiligen Reportage (abgeschlossen und auf Okto TV dieses Jahr gesendet) haben wir Herrn Kouyate in Senegal getroffen, einiges über seine Musik und die Griots erfahren und mit dem Kulturvermittler Bamba Lamin Mane, der sowohl in Senegal als auch in Spanien lebt und in diesem Film einen Blick auf Europa geworfen hat. „Die Menschen in Europa rennen immer, sie haben keine Zeit, und obwohl sie alles haben, sind sie nicht glücklich. Jeder denkt nur an sich…“ Dazu kommt der noch verklärte Blick der Filmemacherin, Christina Steinle; „Dort ist die Welt noch in Ordnung. Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit. In Afrika sind Fremde immer willkommen.“ Für Teil 2 (in Arbeit) haben wir Herrn Kouyate nach Österreich eingeladen (Mai bis August 2008). Alles ist anders: „das Essen, schlafen, das Klima, das Miteinander der Menschen, die Begrüßung, selbst das aufs Klo gehen. Die Menschen sind wie in sich gefangen, es findet keine Kommunikation auf der Straße statt, man begrüßt sich nicht. Die Menschen reden mit ihren Hunden.“ Herr Kouyate war wir fast alle Afrikaner/innen, die zum ersten Mal in Europa sind, einem großen Kulturschock erlegen und froh wieder nach Afrika zurück zu kehren. Teil 3 (geplant im Dezember) wird wieder in Senegal stattfinden. Wir dokumentieren filmisch, was sich für Herrn Kouyate nach seiner Reise in eine andere Welt und nach seiner Rückkehr verändert hat. Wie er seine Erfahrungen kommuniziert oder künstlerisch verarbeitet. Welche Pläne und Perspektiven er nun hat. Das Thema Arbeit wird wie in den zwei anderen Teilen noch einmal ausführlich aufgegriffen, dür diesen Teil interessiert mich auch wie Europäer/innen in Senegal leben und was sie arbeiten. Was sieht die Filmemacherin, was sie bei ihrer ersten Reise in den Senegal nicht gesehen/übersehen hat?

Die Idee dieser dreiteiligen Reportage ist die der Vermittlung von kulturellen Unterschieden und die Aufweichung von bestehenden Vorurteilen durch die Dokumentation von Herrn Kouyates Blickwinkel und dessen Perspektiven Wechsel. Durch Reisen in andere Welten bekommt man einen besseren Blick für das Eigene.

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Christina Steinle/Augustin TV

In meiner nun schon zehnjährigen Arbeit beim Augustin ist es mir immer wichtig, sowohl durch meine TV Sendungen, als auch vorher schon sieben Jahre lang mit Radio Augustin durch Informationen, die man durch das Kennen lernen eines Menschen, also in Form von Portraits, einen emotionalen Zugang zu ermöglichen um ein Verständnis für diesen Menschen und seine Situation zu vermitteln. Ich versuche auf diese Art und Weise auch komplexe Gesellschaftsstrukturen durch die Geschichte eines Menschen, der aufgrund eines Systemfehlers in eine schwierige Lage gekommen ist, besser verständlich zu machen. Dieses Projekt liegt mir besonders am Herzen, da ich selbst die Erfahrung, die ich durch meine Reise in den Senegal gemacht habe, einen anderen Blick auf unsere Kultur bekommen habe und durch meine Kontakte zu Menschen aus anderen Kulturen und Lebenswelten, v.a. in meiner Arbeit beim Augustin, immer wieder die Erfahrung mache, dass oft ein Informationsmangel und ein Kommunikationsproblem die Missverständnisse ausmachen können. Zudem denke ich, bestätigt durch meine eigenen Erfahrung, die ich durch meine Reise nach Afrika gemacht habe, dass wir viel voneinander lernen können.