Migration im zentral- und südosteuropäischen Raum
Migrationsgeschichte wird in Europa meist aus einer Perspektive der Einwanderungsgesellschaften erzählt, seltener jedoch aus Perspektiven der Auswanderungsländer. Damit verbunden ist auch eine einseitige Wissensproduktion über Hintergründe, Dynamiken und Folgewirkungen von Migration. Plurale Perspektiven sind entscheidend dafür, wie MigrantInnen, Flüchtlinge und AsylwerberInnen gesehen werden bzw. wie sich die Mehrheitsgesellschaft selbst sieht und definiert. Diese Perspektiven sind vielschichtig und beziehen sich nicht nur auf die eine des Auswanderungs- oder auf die andere des Einwanderungslandes, sondern verschränken sich innerhalb jedes Landes mit jenen von Regionen, Institutionen und Individuen. Das Projekt „Neue Perspektiven. Migration im zentral- und südosteuropäischen Raum“ beschäftigt sich daher mit bestehenden Migrationsbewegungen und -politiken in der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien und Österreich und deren Kontextualisierung in einem globalen geopolitischen Zusammenhang seit den späten 1980er-Jahren. Diese drei Länder sind in Fragen der Migration durch die der Anwerbepolitik der 1960er-Jahre verbunden, haben aber seit Ende des Kalten Krieges neue Migrationsbewegungen erfahren. Augenmerk wird dabei auf die Rolle von supranationalen Gemeinschaften und Organisationen wie die der Europäischen Union in der Regulierung von Migration gelegt. Transnationalisierungsprozesse vollziehen sich gleichzeitig auf einer anderen Ebene: in Form von Zusammenschlüssen von AktivistInnen und NGOs, die sich mit den zunehmenden Kontrollbestrebungen kritisch auseinandersetzen. Im Zentrum stehen disziplinübergreifende Forschungskooperationen von WissenschafterInnen, Kunst- und KulturproduzentInnen, sowie MigrationsexpertInnen aus der gesellschaftlichen Praxis in Wien, Istanbul, Belgrad und Zagreb, die translokale Forschungsteams bilden. Diese Teams untersuchen Aspekte von Migrationsentwicklungen der letzten zwanzig Jahre und erarbeiten neue Vermittlungsformen von Geschichtsnarrationen und -bildern über Migration. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Fragen nach Repräsentationen von Migration in verschiedenen (lokalen) Öffentlichkeiten (public spaces), gleichzeitig werden durch die Zusammenarbeit von wissenschaftlichen und künstlerischen Zugängen und Methoden neue Formen der Darstellbarkeit von Migration entwickelt. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes werden in dokumentarischen Ausstellungen in Wien und Istanbul oder Zagreb, und in einer Ausstellung zu künstlerischen Positionen in Wien und Beograd Eingang finden. Zusätzlich sind eine Auftaktveranstaltung in Istanbul, ein Symposium in Zagreb und eine Workshopreihe in Wien und eine Publikationsreihe geplant.
Der Anspruch von Neue Perspektiven. Migration im zentral- und südosteuropäischen Raum ist es, Zugänglichkeit zu regional unterschiedlich verbreitetem Wissen über Migration herzustellen und in der Zusammenschau pluraler Perspektiven auch neue Erkenntnis zu produzieren.
Ziele
1. Durch die Verschränkung von Perspektiven zur Migration der (ehemaligen) Herkunftsländer mit jenen der Einwanderungsländer soll eine neue Wissensproduktion und Geschichtsschreibung ermöglicht werden
2. Es sollen wenig beachtete Sichtweisen auf nationalstaatliche Regelungen von Migration und StaatsbürgerInnenschaft und deren Reproduktion gelegt werden
3. Vernetzung von und Kommunikation mit Kultur- und Forschungseinrichtungen zum Thema Migration in Istanbul, Belgrad, Zagreb und Wien
4. Zugänglichkeit und Institutionalisierung der Forschungsergebnisse sowie strukturelle Verankerung in nationalen Institutionen (Museen, Kultureinrichtungen, Universitäten und Schulen)
Neue Perspektiven
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