Der Verein zur Förderung des Professionellen Dilettantismus entstand aus dem Zusammenschluss von vier bildenden Künstlern und drei Musikern. Wir haben im Zeitraum vom 10. Mai bis 28. Juni 2006 jeden Mittwoch an insgesamt acht Veranstaltungen ein leerstehendes, vom Besitzer zur Verfügung gestelltes, ehemaliges Wohnhaus in der Gumpendorfer Straße 157 bespielt. Wir fanden das Haus nach mehreren Streifzügen durch die Stadt, bei denen wir uns Adressen von leerstehenden Immobilien aufschrieben, um uns über die Möglichkeiten einer Zwischennutzung zu informieren. Die Veranstaltungen wurden durch Mundpropaganda und Aufkleber im Wiener Stadtraum angekündigt. Gegen Zahlung eines symbolischen Euros wurde man für ein Jahr Mitglied im Verein, bekam einen Mitgliedsausweiß ausgestellt und erklärte sich gleichzeitig bereit, das Haus auf eigene Gefahr zu betreten. Dies stellte den legalen Rahmen unseres Projekts dar. Die Resonanz übertraf unsere Erwartungen, so dass wir gegen Hälfte der Zeit, also nach vier Veranstaltungen, das tausendste Mitglied mit einem Pokal auszeichnen konnten. Die Größe des Hauses, das über einen weitläufigen Garten und eine Bar verfügt, ermöglichte es uns, auf besondere Art mit der Raumwahrnehmung und den Erwartungshaltungen des Publikums umzugehen. So betätigten wir uns als dilettantische Künstlerarchitekten, indem wir aus den vorhandenen Materialien, wie Schränke, Türen, Stühle, raumstrukturierende Elemente (Tunnel, Aufgänge, Pools) zur Erschließung und Verweigerung des Zugangs bauten. Der Besucher musste sich den Eintritt zum Haus suchen, da verschiedene Eingänge genutzt und andere hinzugebaut wurden. So kam man an einem Abend nur durch ein Möbellabyrinth ins Innere, an einem anderen musste vom Gürtel aus zwischen Werbetafeln eine Mauer erklommen werden. Das Verhältnis von Innen und Außen, zwischen freigegebenem und versperrtem Raum wurde so für den Besucher in immer neuer Form erfahrbar.
Es gab jeden Mittwoch einen musikalischen Teil durch Livebands, musikalische Experimente oder Workshops, wie das Treffen mehrerer Komponisten und Musiker. Diese erarbeiteten während der Woche vor Ort ihr Programm für den musikalischen Teil der Eröffnung. Der bildnerischen Teil stellte sich in verschiedenster Form dar. Es wurden befreundete Künstler eingeladen, ihre Arbeiten im Haus zu realisieren und eigene künstlerische Visionen verwirklicht. So schafften wir mehrere Tonnen Heu in den Innenhof des Hauses, um dem Fliegen ein Stück näher zu kommen oder gruben einen unterirdischen Raum frei, der nur durch ein kleines Loch im Garten zu betreten war. An einem der Mittwoche luden wir einen professionellen Alleinunterhalter ein, im Haus zu spielen. Durch die Verschiebung des Milieus wurde der Alleinunterhalter, der gemeinhin vielleicht als Dilettant bezeichnet würde, im Kunstkontext zum professionellen Performer.
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