QUERSPEKTIVEN – 6terBlick. Bezirksfestival 6ter Sinn 2005

Das Projekt entstand im Rahmen des Bezirksfestivals 6terSinn 2005, brachte eine Gruppe von KünstlerInnen (INTAKT) und die Frauen der Lesbenberatung (LILA TIP) zu einem gemeinsamen Projekt zusammen und besteht aus zwei Teilen: Einer Installation „Anblick“ an der Rosa-lila-Villa, und einer Mobilaktion „Augenblick“ (dokumentiert in Reblick).

Präsentation Anblick bearbeitet u. a. eine der bekanntesten Fassaden des 6ten Bezirks: die der Rosa Lila Villa. In den 80er-Jahren noch Stein des Anstoßes und vieler Querelen, ist sie heute aus dem Gesamtbild des Bezirkes nicht mehr wegzudenken. Sie ist mit ihrer unübersehbaren Aufschrift Lesben- und Schwulenhaus auch ein Stück scheinbare Normalität geworden. Mit Querspektiven wird die Fassade, die immer noch Aufsehen erregt, Blicke auf sich zieht und Aggressionen auslöst, bearbeitet. Die Installation besteht aus senkrecht montierten Kunst-Blumen-Fahnen, aus gebrauchten Plastiksäckchen gefertigt, sowie einem aus Einzelteilen (optisch zusammenhängender Streifen) zusammengesetzten Augen-Design-Band, das waagrecht in der erdgeschossigen Fensterreihe geklebt wird, und einem textilen Transparent, das, ebenfalls waagrecht, im Obergeschoss montiert ist. Im Erdgeschoss wird „zurückgeschaut“. Ein Augenband schaut auf die PassantInnen, die teils verstohlen vom Gehsteig aus, teils unverhohlen aus dem Reisebus versuchen, einen Blick ins Innere der Rosa Lila Villa zu werfen. Diese Blicke verweisen auch auf das Transparent am Haus, das, grafisch und textlich gestaltet, lesbische Perspektiven nach außen trägt. „Schau mir in die Augen, Kleines!“ spielt mit den scheinbaren Normalisierungen lesbischer Lebensentwürfe. Es stellt die Aufforderung dar, eigene Kategorisierungen, die den Blick auf andere einschränken und trüben, zu hinterfragen. >Die fixe Installation an der Fassade der Rosa Lila Villa steigt aus dem gewohnten Anblick nochmals heraus, irritiert. Durch den schlichten grafischen Charakter, das rohe, schlichte Material, wird mehr Nähe erzeugt. Der Blick des Betrachters wird erwidert, er/sie wird zurückverwiesen auf sein/ihr eigenes Ich, eine Interaktion, die durch das Transparent „Schau mir in die Augen, Kleines!“ noch weiterführt.

AugenBlick ist eine mobile Objektinstallation im Freien an Hot-Spots im 6ten Bezirk. Sie bestehend aus Sitzbänken, Sessel, Tischchen und Aktions-Altar, gefertigt aus Katzenfutterdosen, ergänzt mit Tennisbällen, Blumenschmuck aus Plastiksäcken und Fundstücken, versehen mit Augendesign – Etiketten. Die Verwendung von ungewöhnlichem, recycelbarem Material erregt Aufsehen und definiert die Installation als Kunst – Stadtmöbel. Die gesamte Objekt-Installation kann in verschiedenen Formationen aufgestellt werden. Sie entspricht einer Grundfläche von ca. 9 m2 und ca. 1,10m hoch.

Meinungen zum Thema Frau/Künstlerin/Lesbe werden in Form eines Fragebogens eingeholt. Abfall, Gebrauchtes, Entleertes, wird wieder befüllt, mit neuem Inhalt. Dieses Umfunktionieren von Material und dessen Gebrauchswert soll oder kann auch ein mentales Umfunktionieren bewirken. Zugleich öffentlicher Raum, privater Raum und Kunstraum fungiert das kurzfristig bestehende kleine mobile „Stadt – Zimmer“ im großen als Katalysator, als Ort der Begegnung und Diskussion. So entsteht ein unerwartetes Gespräch, wird Aufmerksamkeit für die sonst unsichtbaren, verdrängten Problemstellungen geweckt. Das Augendesign (Augendesign-Etiketten) korrespondieren auch hier mit dem Augenband auf der Fassade der Rosa Lila Villa. Die Bank lädt Passanten ein zu verweilen, der „Aktionsaltar“ wird zum Brennpunkt der Auseinandersetzung mit der Thematik „Frau und Lesben“.

Mit der mobilen Aktion haben wir eine Art Quer- und Gegenöffentlichkeit geschaffen. Es ist ausgezeichnet gelungen, Passanten zu einem Gespräch zu verlocken. Es wurden fast 100 Fragebögen ausgefüllt und Gespräche geführt, manche kurz, manche bis zu 1 Stunde. Das „KunstWohnmöbel“ setzt sich auch von der Norm des Straßenbildes ab. Die Witzigkeit, Heiterkeit, die sie ausstrahlt, macht neugierig, baut Grenzen ab und macht Vorbeikommende bereit; stehEn zu bleiben, ein Gespräch zu beginnen, einen Fragebogen auszufüllen. EINEN AUGENBLICK BITTE!

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INTAKT und Lila Tip

Gudrun Kaitna-Engel: arch+art+design, Institut für Strukturellen Humor / INTAKT-Künstlerin / lebe in Wien / Baue Bilder und Objekte, früher Häuser; War 6 Jahre Ass. TUWienArchitektur/ Idee+Design+Bau der Mobilaktion, Idee Fragebogen

Elli Schnitzer: Grafik+Kunst, lebe mit Mann + Kindern in Wien / INTAKT-Vorstandsmitglied / Fragebögen, Dokumentation, Augendesign an Lila-Tip und an der Mobilaktion, Koordination

Lotte Hendrich-Hassmann: Textil+Foto+Kunst / lebe in Wien / ehem.INTAKT-Obfrau, früher Kunsterzieherin/ Konbiniere Foto mit Textil-Strukturen, Idee: Blumenteppich +-Schmuck der Mobilaktion

LILA TIP: Die Lesbenberatung des Rosa Lila Tip berät und informiert ratsuchende und interessierte BesucherInnen zu Themen wie Lesbisch-Sein, Coming Out, Vorurteile und Diskriminierung. Mit ihrer Arbeit im Bildungsbereich, mit Aktionen und Veranstaltungen tragen die Mitarbeiterinnen des Lila Tip lesbische Sichtweisen nach außen. Die niederschwellige Beratungs- und Informationsstelle ist Montag, Mittwoch und Freitag von 17-20h telefonisch (01/586 81 50), wie auch persönlich erreichbar. Informationen über aktuelle Gruppen, Veranstaltungen und Themen bietet die Webseite www.villa.at.

Marty Huber: Lesbenberatung LILA TIP/ Performance / lebe in Wien / Kulturmanagerin / Transparent an Fassade LILA TIP/ Mitarbeit Mobilaktion, Koordination

Claudie Goutriè: Lesbenberatung LILA TIP / lebe in Wien /Transparent an der Fassade LILA TIP/ Mitarbeit Mobilaktion

QUERSPEKTIVEN – 6terBlick / Sept. 2005 / Bezirksfestival 6ter Sinn Gudrun Kaitna-Engel + Elli Schnitzer + Lotte Hendrich-Hassmann / Künstlerinnen Intakt; Marty Huber + Claudie Goutriè / Projektpartner LilaTip