3 fragen und ein kunst-stück ist ein audiovisuelles Projekt von gecko-art mit Jugendlichen bzw. SchülerInnen sowie Personen verschiedener Altersstufen in der Leopoldstadt.
Ein Zeitraum von 20 Jahren steht im Mittelpunkt dieses Projekts. Die Gegenwart bildet die Achse, von der aus 10 Jahre in die Vergangenheit zurück geblickt und 10 Jahre in die Zukunft voraus visioniert wird. Auf diese Weise soll eine audiovisuelle Kollektion entstehen, die jeweils zur einen Hälfte erlebte Geschichte und zur anderen Hälfte persönliche Vision enthalten. Gerade für die Leopoldstadt und ihrem schwierigen kulturellen Erbe vor allem aus der NS-Zeit bietet sich den BewohnerInnen durch die Teilnahme am Projekt die Möglichkeit einer aktiven Kommunikation zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, wobei Entstehung von Geschichte vom Blickpunkt der Gegenwart aus thematisiert wird und eine Sensibilisierung für latente Entwicklungen und Strömungen entsteht, kurz: Ein umfassendes Dokument über Zeitgeschichte benötigt neben dem Tool der Oral History auch jenes der Oral Vision.
3 Fragen: erweiterte Gegenwart und 10-10-Hörchronik
13- bis 18-jährige Jugendliche und SchülerInnen im zweiten Wiener Gemeindebezirk entwickeln in Kleingruppen jeweils drei Fragen (Vergangenheit & Erlebtes aus den vergangenen 10 Jahren / Gegenwart & Situation / Zukunft & Vision für die nächsten 10 Jahre) für erwachsene InterviewpartnerInnen. Ein 20-jähriger Zeitraum erscheint als „erweiterte Gegenwart“, als bipolar ausholende Momentaufnahme eines Stadtteils, der durch das schöpferische Element des KunstStücks weiter aktualisiert und individuell gefärbt wird. Basierend auf allen Beiträgen gestalten die ProjektakteurInnen eine 10-10-Hörchronik, in welcher der 20-jährige Zeitraum (10 Jahre Vergangenheit, 10 Jahre Zukunft) audioszenisch aufbereitet wird – ein Hörspielexperiment besonderer Art, weil hier praktisch Visionen im Spiel zu Tatsachen erklärt werden und damit eine potenzielle Dimension von Geschichte ins Bewusstsein gerückt wird.
Einschätzung des Projekts
• Förderung des Gedankens „Geschichte ist das, was wir aus ihr machen“ durch die Eingrenzung des Zeitraums auf 20 Jahre Stadtteilgeschichte, welche ausschließlich auf informativen und kreativen Äußerungen von Personen aus dem Stadtteil basiert.
• Verstärkung des Bewusstseins für eine gemeinsam erlebte Gegenwart („erweiterte Gegenwart“) durch freie Wahl aktueller Themen (Interviewfragen) und durch die Auseinandersetzung mit diesen Themen auf dramaturgischem Weg (Kunst-Stück, Hörchronik als Hörspiel).
• Förderung des Interesses an Ereignissen, Personen und Stellungnahmen in und zu einem Stadtteil, indem Jugendliche/SchülerInnen die Inhalte ihrer Interviewfragen selbst bestimmen und Personen aller Altersstufen mitagieren: Sie nehmen Stellung zu Entwicklungen und präzisieren Erfahrungen in Hinblick auf die Zukunft.
• Schaffung eines Podiums für spontane Kreativität und deren Selbstdefinition durch BewohnerInnen eines Bezirks („Kunst-Stück“ statt „Kunst-Werk“) und deren Weiterführung im Rahmen des „Kunst-Stück-Podiums“ während der Projektausstellung und im Öffentlichen Raum. • Aufzeigen und Weitergabe einer Methode, wie Erfahrungen und Erlebnisse in einem kulturellen Kontext eines Projektes gesetzt und dort thematisiert werden können, wobei die Gestaltung aller Inhalte von den ProjektteilnehmerInnen bestimmt wird.