kabelwerk:galapagos

34
Eine Wärmekarte einer Landschaft, außen Dunkelblau, dann immer heller, in der Mitte ein grüner Block mit roten Flecken

Auf der Suche nach einer anderen Stadt für ein anderes Leben unternahmen wir vom 14. September bis zum 10. Oktober 2009 eine Expedition in das Kabelwerk in Wien/Meidling. Ziel dieser Expedition war, die unter der glatten und sauberen Oberfläche des Areals verborgenen Möglichkeiten freizulegen. Unsere Hoffnung war, neue Nutzungen des Raums durch seine Bewohner:innen zu provozieren.

Wir verfolgten eine künstlerisch-politische Strategie, die wir performatives Mapping nennen. Dabei machten wir uns zu Nutze, dass jeder Kartierungsprozess zwischen Realität und Fiktion oszilliert, gleichzeitig ein Prozess der getreuen Abbildung und ein schöpferischer Akt ist. Teil dieser Strategie war der Entwurf einer neuen Karte des Terrains, die den realen Raum repräsentiert und im selben Moment einen phantastischen Imaginationsraum eröffnet.

Ein Ladenlokal im Zentrum des Archipels diente unserer Expedition als Basislager. Von dort brachen wir auf, um eine 500 m lange Linie aus rotem Gaffer durch das Areal zu ziehen und kontroverse Diskussionen über Sinn und Zweck von Kunst im öffentlichen Raum loszutreten. Wir luden die Künstler:innen von Salon Emmer ein, ein „Urban-Dance-Pad“ anzulegen, bei dem der Stadtraum zur Tanzfläche wurde, kooperierten mit Random People, die flüchtige „Tele-Graffiti“ an Hauswände projizierten und experimentierten mit 50 Arten, sich durch das Blickfeld einer Überwachungskamera zu bewegen. Schließlich wilderten wir – um die Fiktion der Kabelwerk-Insel mit Leben zu füllen – eine riesige Galapagos-Schildkröte aus. Alles im Zeichen einer Politik der Anstiftung.

Zum Abschluss der Expedition zeigten wir eine Performance im Palais Kabelwerk: Ein multimediales Konzentrat aus vier Wochen Recherche und Aktion, irgendwo zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Utopie, Fakt und Fiktion, dem Galapagos-Archipel und der Kabelwerk-Insel.

Votingsystem wird geladen…

red park

Die Projekte von red park basieren auf der Gestaltung von Produktionsprozessen als künstlerische Recherchen und der Aneignung performativer Modelle des Alltagslebens. Sie werden als Expedition oder Einkaufsbummel konzipiert, funktionieren nach dem Modell von Glücksspielautomaten und anderen Maschinen oder nutzen Textformen wie Listen und Gebrauchsanweisungen. Wir konstruieren Situationen, die alle Beteiligten was angehen – eine Politik der Anstiftung.
Unsere Shows, Site-specific-Performances und Installationen nutzen Techniken der Kartographie und der Montage verschiedener Materialebenen, arbeiten mit Reenactments und der Verweigerung tieferer Bedeutung. Sie lassen sich von radikalen Diskursen anstecken und beschäftigen sich mit dem urbanen Alltag und Subjektivierungsprozessen im Zeitalter der Biopolitik, mit dem Verhältnis von Realität und Fake, Ereignis und Simulation.

kabelwerk:galapagos war eine Koproduktion von red park und den wiener wortstaetten.

www.red-park.net