Zwischen 13. und 28. April 2010 ging ein interdisziplinäres Team von Kultur- und Sozialarbeiter:innen an einen Ort, wo Menschen Verkehrsmittel benutzen oder einkaufen gehen um mit Menschen über Antirassismus und Zusammenhänge mit der NS-Zeit zu reden. Das Team verteilt (Post-)Karten mit „merkwürdigen“ Bild- und Textzitaten aus den Medien. Die Karten dokumentieren in historischen Abbildungen die Situation Arbeitsloser in den 1930er Jahren, NS-Propaganda zum Begriff Arbeit und die Begeisterung all zu hoher Anteile der Wiener Bevölkerung für den „Anschluss“. Zeitgenössische Motive wie etwa Polemiken von Blogger:innen auf so manchen Foren österreichischer Tageszeitungen werden dem gegenübergestellt. Ist es dieselbe „Fremden“-Feindlichkeit, mit der wir schon zu NS-Zeiten zu tun hatten? Mit der soziokulturellen Intervention gegen Alltagsrassismus Echte geh‘n nicht unter oder Würden wir Nein sagen? VI, die schon im Juni 2009 als sehr erfolgreiche Wandertournee durch eine Reihe von Wiener Bezirken stattfand, geht das Team im Frühling 2010 neu auf die Straße und in den Dialog mit Anrainer:innen.
Zeitgenössische Kultur findet heute dezentral, im virtuellen Raum genauso wie auf der Straße, statt. Als Kommunikationszeichen im öffentlichen Raum und als Erinnerungszeichen in Küchen und Wohnzimmern dient die Drucksorte, und das Wechseln der Karten von einer Hand in die andere eröffnet die Möglichkeit aktiven Zugehens auf Menschen, mobilen Diskurses und offenen Dialogs. Aufgabe von Kunst und Soziokultur kann nur sein, Erkennen im täglichen Denken und Sprachgebrauch zu initiieren. Im interkulturellen Dialog braucht es kontinuierliches Handeln in der Begegnung mit Menschen.