Die begehbare Handtasche zu einem nicht gespielten Stück Theater
Ein Projekt der featurettes
EYULITA EXHBTD. war die multimediale Ausstellung zu einem nie aufgeführten Theaterstück. In Form einer szenischen Führung durch einen begehbaren und interaktiven „Schrein“ haben wir uns mit den mythisch aufgeladenen Gesten und Redensarten von so genannten Politainerinnen sowie den prekären Produktionsbedingungen freier Theaterarbeit (selbst-)ironisch auseinandergesetzt.
Der dem Projekt zugrunde liegende Text von Martin Plattner beschäftigt sich mit den kannibalistischen Redensarten und huldvollen Gesten der Politperformerinnen Yulia Tymoshenko und Eva Perón. Verkeilt zu einer hybriden (Sprech-)Figur und ausgestattet mit ihrer unablässig quasselnden Staatshandtasche Yulla redet und gestikuliert sich EYULITA durch einen präsidialen Sprech- und Gestenparcours. Lose angelehnt an Originalreden stellt der Texter eine Sprache her, die sich permanent selbst auffrisst und endlos durch Mythenhaushalte eiert.
Für EYULITA EXHBTD. wurde der szenische Text entkernt und in ein fragmentarisches Textgehäuse zerlegt. So wurden die überlebensgroßen Posen als reine Sprach- und Gestenspiele entlarvt. Mit „tauschgeleisteten“ Videobotschaften von Elfriede Jelinek, Marika Lichter, Mara Mattuschka u. a. (sie erhielten einen selbst gebackenen Germteigstriezel) entstand ein kultureller Kettenbrief mit dem die featurettes schamlos Camp zelebrieren konnten.
Die Schauspielerin/Performerin Petra Nickel führte als Guide/Eyulita durch den Schrein. Die „begehbare Handtasche“ war mit interaktiven Stationen wie einem Karaoke-Probebalkon für politische Reden, einer Wahlkabine und DIY-Schiffstaufen ausgestattet. Von Modellen und Entwürfen für Kostüme, Haarteile und anderen Produktionsartefakten war hier alles zu sehen, was sonst nicht gezeigt wird. Audio- und Videoclips (Found Footage, fake Casting-Videos, präsidiale Gesten als Aerobic-Video u. a.) machten die Ausstellung zu einem Erinnerungsraum der bloßen Behauptungen. Mit den ausgestellten „Indizien“ zum abwesenden Stück bekam hier jede:jeder die Möglichkeit seine:ihre eigene Inszenierung zu (re-)konstruieren, sowie einen eigenen politischen Mythos zu produzieren.