Zwei griechische Schauspielerinnen (Anastasia Papatheodorou und Eleni Nasiou) übernehmen die Rolle der „Medea“, der Fremden. Eine von ihnen, Anastasia, nimmt das Publikum in Empfang, teilt Busfahrkarten aus, und alle besteigen einen bereitstehenden Bus. Es könnte sich auch um ein echtes öffentliches Transportmittel handeln, einen Bus, eine U-Bahn, ein Ort der Anonymität und der Menschenmassen, die zusammen von einem Ort zum anderen fahren. Der Bus fährt los, Anastasia beginnt, auf Englisch aus ihrem Leben zu erzählen, warum sie nach Wien gekommen ist, warum sie so lange hier geblieben ist. Im Hintergrund läuft ein Band mit griechischer Musik, wie Radio klingend – zufällig –, eine Stimme spricht eine Zusammenfassung der Medea-Interpretationen von Euripides und Christa Wolf. Im Laufe der Fahrt bezieht Anastasia Eleni, die weiter hinten im Bus sitzt, in ihre Erinnerung mit ein, Eleni erzählt ein Erlebnis, bei dem sie sich hilflos gefühlt hat, etwa bei einer Ticketkontrolle in Wien. Die Fahrt endet als die beiden über Dinge reden, die sie aus ihrer Heimat vermissen. Bei der Ankunft beim Einkaufszentrum Erdberg „übernimmt“ Eleni die ZuschauerInnengruppe. Sie packt rot-weißes Absperrband aus und befestigt es an einer Säule. Der Bus fährt ab. Die ZuschauerInnen sind an einem verlassenen, „fremden Ort“. (Dass sie im Besitz echter Fahrkarten für Bus oder U-Bahn sind, merken sie, wenn überhaupt, erst später). Eleni bemüht sich, mit dem Absperrband dem Publikum einen Weg durch das Labyrinth der Treppen und Gänge zu weisen. Anastasia wählt einen anderen Weg und verschwindet somit aus dem Geschehen. Sie beginnt, auf griechisch zu sprechen, mit Gesten bedeutet sie dem Publikum ihr zu folgen. Ein starker Scheinwerfer, von einem Helikopter oder einer festen Position aus, irritiert die Wahrnehmung des Publikums. Zuweilen begleitet der Scheinwerfer die Gruppe auf ihrem Weg durch das Labyrinth. Man ist wie eine Gruppe Verfolgter.
Eleni führt die Gruppe an einem einsamen Café vorbei direkt auf die Parkgarage zu. Der Blick der ZuschauerInnen fällt auf das Parkhaus, im Hintergrund hört man die Autobahn. Hinter dem Publikum sitzt Anastasia einsam in dem Café. Das Publikum dreht sich erst zu ihr um, als sie zu singen beginnt. Es ist ein altes trauriges griechisches Lied, mittendrin ein Lichtwechsel. Eleni steigt unterdessen in den ersten Stock der anliegenden Parkgarage, erscheint hinter den Stäben der Garage und übernimmt das Lied von Anastasia. Das Publikum dreht sich wieder um, diesmal zu Eleni, die langsam Schritt für Schritt nach hinten wegtritt – das Lied wir immer leiser – und schließlich ganz verstummt. Als sich das Publikum wieder dem Café zuwendet, ist es leer.
Dieses Projekt wurde freundlich unterstützt von der HochschülerInnenschaft der Akademie der bildenden Künste Wien.
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