Europa war im 20. Jahrhundert Schauplatz ideologischer und kriegerischer Auseinandersetzungen von West und Ost mit Millionen von Toten. Seit dem Fall der Mauer und der Öffnung des Eisernen Vorhangs dient der osteuropäische Raum dem westeuropäischen Wirtschafts- und Finanzsystem als Wachstumsmarkt. Die Möglichkeiten von sozialen und künstlerischen Austauschplattformen bleiben begrenzt.
Im 21. Jahrhundert unternimmt KJDT in Zusammenarbeit mit mittel- und osteuropäischen KünstlerInnen einen neuen Versuch, die Ost-West-Drehscheibe wieder in Gang zu bringen. In einer fünfmonatigen Recherchephase von März bis Juli 2010 arbeiten 25 KünstlerInnen und TheoretikerInnen aus Österreich, Italien, Deutschland, Türkei, Russland und Slowakei in Wien an einer Übersetzung der Wolokolamsker Chaussee 1–5 von Heiner Müller anhand unterschiedlicher historischer und gegenwärtiger Notationsformen (Literatur, Musik, Performance, Architektur, Bildende Kunst, Fotografie, Film und Medienkunst).
Vom 1. bis 31. August 2010 begeben sich fünfzehn Personen auf eine künstlerische Reise von Wien nach Moskau, auf der es zu Begegnungen und Kooperationen mit osteuropäischen Kunstschaffenden kommt. Im Dezember 2010 findet im Wiener Palais Kabelwerk eine fünftägige Werkschau statt, bei der alle Rechercheergebnisse und alle auf der Reise durch Osteuropa gesammelten Materialien im Austausch mit WissenschaftlerInnen, KuratorInnen und KünstlerInnen dem Publikum vorgestellt werden. Im Sommer und Herbst 2011 werden die auf der Reise nach Moskau beteiligten osteuropäischen KünstlerInnen nach Wien eingeladen, um zusammen mit KJDT fünf Präsentationen des gemeinsamen west-östlichen Kulturaustausches zu zeigen, mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten (Architektur, Performance, Komposition, Öffentlicher Raum, Neue Medien).
Wolokolamsker Chaussee X – XI
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