Austrocalypse now!

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Round Tables + Aufführungen

Der derzeit am meisten verdrängte Krieg in Österreich ist der Krieg in Jugoslawien. Über 250.000 Wiener:innen waren und sind direkt davon betroffen. Sprechen können nur wenige darüber. In den letzten 20 Jahren war bei unseren südlichen Nachbarn, von denen aber über 250.000 elf Monate im Jahr hier leben und arbeiten, Synchronisation angesagt. Im Gleichschritt in die nationale Identität. Bürgerkrieg zieht die Grenze zwischen dem Eigenen und dem Andern. Alles wird dem Krieg untergeordnet, und jede von der vorgegebenen Norm abweichende Ästhetik wird als störend empfunden, oft auch bekämpft. Sie gefährdet die synchronisierte gleichgeschaltete Gemeinschaft.

Hintergrund des Theaterstücks

Unser Protagonist ist ein fiktiver Charakter, welcher sich an unserem Stammgast Zoran orientiert. Mit ihm haben wir im letzten Jahr begonnen unsere Zusammenarbeit zu vertiefen und fanden heraus, dass er eine fast zehnjährige aktive Kriegserfahrung aufweist. Abgesehen von den Berichten von in Wien lebenden Menschen mit unterschiedlichen Kriegserfahrungen, die im Zuge unserer Round Tables zum ersten Mal von sich aus aktiv über diese gesprochen haben, wurden auch Interviews durchgeführt, die zur Grundlage unseres Theaterstücks wurden. Dieses wurde bisher im Hundsturm, im Volkstheater Wien, in Pancevo und in Belgrad aufgeführt. Bei jeder Aufführung gibt es Publikumsdiskussionen, welche auch von serbischen Antikriegs- und Veteranenorganisationen mit veranstaltet wurden. Für Herbst 2014 sind weitere Aufführungen geplant.

Serbien verdrängt seine Rolle im Krieg. Jene, die Zeugenschaft darüber geben können, dass diese Kriege überhaupt stattgefunden haben, sind Antikriegsaktivist:innen und Veteran:innen.

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BOEM* – transkulturelles Grundversorgungsangebot & Forschungsinitiative

Die Fragestellungen und Aktionsmöglichkeiten, welche jedem emanzipatorischen und partizipativen Projekt eingeschrieben sind, aber auch die Distanz – zwischen Theorie und Praxis im Zusammenhang mit Arbeiten im soziokulturellen Topos der:des anderen – haben uns dazu bewogen, mit hohem Grad an unternehmerischem und ästhetischem Risiko ein klassisches Arbeiterkaffeehaus zu übernehmen und vorerst auch in derselben ethnischen und ästhetischen Zusammensetzung zu belassen. Es ist eine Art verlängertes Wohnzimmer einer dominant ex-jugoslawischen Arbeiterschicht. Ziel war es, ein Zentrum zu etablieren, welches den kreativen Umgang mit Grenzen fördert, die Übersetzung von akademischen Diskursen in praktische kulturelle und künstlerische Ansätze sowie die Überwindung von Nationalismen, Sexismen und von Rassismus.