Eine Frau blickt auf ihr Leben zurück. Kann der schmerzliche Verlust des eigenen Kindes je überwunden werden? Marie-Fragment gewährt Einblicke in die Gedankenwelt einer Mutter, deren Tochter sich zu Tode hungerte. Das monologische Theaterstück von Terraforming Arts Laboratorium (T.A.L.) ist aus der Diplomarbeit der Schauspielerin Aleksandra Corovic an der MUK Privatuniversität hervorgegangen.
„Lassen Sie sich nichts erzählen. Das Alter ist friedlich und heiter. Wenn man sich verausgabt hat. Die Langsamkeit des Körpers ist keine Bürde, wenn der Geist gesättigt ist. Der Kerze ist es am Ende auch egal, ob sie erlischt, wenn der Docht bis auf den Grund abgebrannt ist.“
Entgegen dem Anschein, mit der bitteren Vergangenheit abgeschlossen zu haben, ringt die 85-jährige Protagonistin um Versöhnung mit sich selbst. An ihrem Lebensende angekommen, erkennt sie, dass ihr das lange Schweigen nicht geholfen hat, die Trauer zu verarbeiten. So setzt sie sich der Aufgabe aus, ihre Lebensgeschichte zu resümieren und sich den inneren Widersprüchen zu stellen. Beim Versuch, die Gedanken in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, vermischt sich das Vergangene mit dem Gegenwärtigen.
In der Regie von Steve Schmidt entwickelt sich das Stück Marie-Fragment von Aristoteles Chaitidis entlang wiederholter Zeitsprünge in die Vergangenheit. Sie zeichnen ein fragiles, vielschichtiges Bild einer Frau, die ihre Tochter um Jahrzehnte überlebt hat. Die nagende Frage nach dem Warum bleibt.