Unter den zeitgenössischen autonomen Technologien stellen uns von künstlicher Intelligenz gesteuerte humanoide Roboter an der Basis unserer Existenz in Frage. Hintergrund ist die historisch beispiellose Obsession an kunstvollen Verkörperungen des Menschen durch mechanische Mittel, die in Europa und Japan unabhängig, aber zeitgleich entwickelt wurde.
Im Tanz-Performance-Zyklus Ningyō-buri haben wir Bunraku, japanisches Theater mit Puppen, vergleichbar mit dramatischer Oper, der dunklen Satire Menschen sind Maschinen der Engel von Jean Paul gegenübergestellt. Das Publikum wird in eine abstrakte Diskussion über Technologien der Privatheit und der Intimität involviert, die sowohl transhistorisch wie auch transkulturell geführt wird. In den sieben aufeinanderfolgenden Performances des Zyklus wurde die abstrakte Interaktion live kontinuierlich weiterentwickelt (Tanz, Roboterprogrammierung, Komposition, Rezitativ, Publikumsgespräch): die Simulation von Menschen und nicht-menschliche technische Bewegungen zweier humanoider Roboter in Relation zur radikal humanen Poesie der menschlichen Bewegungen einer Tänzerin. Diese fragile Verbundenheit zwischen Mensch und Maschine stellt Aspekte des Posthumanismus zur Diskussion; Fragen nach Differenzierung und Vereinigung von sowie nach der wechselseitigen Konstitution von Subjekt und Objekt sind im Tanz abstrahiert.
Unsere Projektionen auf Mensch und Maschine werden heute vieldeutig, vage und ephemer abgebildet: Wer kontrolliert wen? Wer spiegelt wen?